Rudolf Siethoff

,
gestorben: 
26. Februar 1933 Wuppertal
Opfergruppe: 
Beruf: 
Schlosser

Von der Schutzpolizei erschossen.

 

Wieder ein blutiger Sonntag“, in: Freie Presse (FP) 27.2.1933.

 

 

An der Wupperstraße soll sich nach dem Bericht ein Teil der Elberfelder Demonstranten von dem nach Barmen weiterziehenden Hauptzuge getrennt haben und durch die Elberfelder Nordstadt gezogen sein. In der Wirkerstraße soll die Spitze dieses Zuges „starkes Feuer aus den Häusern zu beiden Seiten der Straße“ erhalten haben. Dabei soll das Pferd des an der Spitze reitenden Polizeiwachtmeisters einen leichten Halssteckschuß erhalten haben. Die Polizei habe das Feuer erwidert. Während des Weitermarsches sollen dann noch vereinzelte Schüsse auf die Demonstranten abgegeben, Verluste unter den Demonstranten jedoch nicht entstanden sein.

In der Wülfratherstraße soll nach dem Bericht eine polizeiliche Absperrungsabteilung Gruppen von Kommunisten wiederholt aufgefordert haben, die Straße zu räumen. Darauf soll erwidert worden sein: „Schießt doch, ihr Blödmänner! Als der Aufforderung eines Polizei-Offiziersanwärters zur Räumung der Straße keine Folge geleistet worden sei, hätten die Beamten geschossen.

Ecke Wülfrather- und Charlottenstraße sowie Ecke Wülfrather- und Brunnenstraße sei je ein Mann durch Kopfschuß getötet worden.

 

SA-Mannes Hannes wurde aber nicht Opfer des „roten Morden“, wie die NS-Zeitung behauptete, sondern Opfer eine Polizeikugel.

„Hannes befand sich nicht unter den Demonstranten, sondern unter den Zuschauern. Als der Demonstrationszug längst vorbeimarschiert war, wollte die Polizei die Ecke Wülfrather- und Schmiedestraße immer noch „säubern“, und als das nicht schnell genug ging, schoß sie in die bereits auseinanderstiebende Menge, in der sich auch Hannes befand und den Schuß erhielt. Hannes trug Zivilkleider und unter seinem Rock das Hakenkreuz. Mann sieht an diesem einen Beispiel wieder, wie die Nazi-Zeitung „Opfer des roten Mordes“ zustandebringt.! Wie blindwütig die Polizei infolge des Göringschen Schießerlasses in die Menge hineinschoß, geht auch daraus hervor, daß sogar ein Polizeioffizier einen Beamten, der in die Menge hineinschoß, zur Rede stellte mit den Worten: „Warum schießen Sie denn? Die Leute laufen doch schon!“

Ein am Fenster stehender „Kommunist“ soll nach der Nazizeitung durch Kopfschuss tödlich verletzt worden sein! Dieser „Kommunist“ war kein anderer als unser Parteifreund Siethoff aus der Wülfratherstraße. Er war nicht auf der Straße, sondern stand in seiner im ersten Stock gelegenen Wohnung hinter dem verschlossenem Fenster und hinter den Gardinen und erhielt dennoch diesen Schuß, der ihn tötete!

 

[…] Mit gezogener Pistole marschierten die Sturmführer vor ihren Abteilungen, mit blankem Spaten, mit Gummiknüppeln, Messern, Totschlägern und sonstigen Mordwerkzeugen bekundeten die „Kirchgänger“ ihre „friedliche“ Gesinnung. Durch die Charlottenstraße kommend, wollte ich in die Wülfratherstraße einbiegen. Plötzlich ein Kommando der Polizeibeamten: „Zurück!“ Und schon krachten Schüsse! Eine Kugel schlug gegen den Sockel eines Vorgärtchens. Von dem abspringenden Mörtel wurde ich und mein Begleiter getroffen. An dieser Straßenkreuzung (Wülfrather- und Charlottenstraße-Ecke war auch nicht die geringste Ansammlung zu bemerken! Aus einem Hause in der Wülfratherstraße wurden weiße Tücher geschwenkt. Rufe ertönten: Schupo nicht schießen! Krankenwagen! Dort war ein Bürger in seiner Wohnung schwer verletzt worden.; er ist später gestorben. (Es handelt sich um unseren Genossen Siedhof [sic] Auf ein winziges Fenster wurden allein fünf Schüsse von der Polizei abgegeben! Frau und Tochter mußten aus der Wohnung flüchten. Dann drang die SA in diese Wohnung ein und nahm eine Haussuchung vor, drang auch in ein Schlafzimmer ein und suchte unter den Betten."

 

Neuen Kommentar hinzufügen