Erich Schmitz

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gestorben: 
1. Januar 1942 Antwerpen
Opfergruppe: 
Beruf: 
Marmorschleifer

Erich Schmitz, geboren am 5. Oktober 1899, war von Beruf Marmorschleifer. Im letzten Kriegsjahr wurde er im Alter von 18 Jahren eingezogen. Nach dem Krieg war er 1919 an den Kämpfen der Spartakisten in Berlin beteiligt, zurück in Wuppertal kämpfte er 1920 in der Roten Ruhr Armee gegen den Kapp-Putsch. Erich Schmitz engagierte sich vor 1933 vor allem in der Arbeitersportbewegung. Er war verheiratet und hatte vier Kinder. Er wurde Mitglied der KPD und nach den ersten Verhaftungen beteiligte er sich an der illegalen Arbeit. Als Organisationsleiter in Elberfeld-Nord und Elberfeld-West war er für die Vervielfältigung und Verteilung illegaler Literatur zuständig. Im Oktober 1934 wurde er kurzzeitig von der Gestapo festgenommen, aber wieder freigelassen. Als die Massenverhaftungen am 17. Januar 1935 begannen, entzog sich Erich Schmitz der drohenden Verhaftung durch Flucht in die Niederlande. In Holland war er gezwungen illegal zu leben, bei einer der zahlreichen Kontrollen der Ausländerpolizei geriet er dann in niederländische Haft. Nach mehreren Monaten wurde er nach Belgien abgeschoben, wo er in Exilgruppen weiterhin Aufklärungsarbeit leistete. In Antwerpen leitete Erich Schmitz eine Gruppe deutscher kommunistischer Emigranten, die Verbindung zur belgischen Widerstandsbewegung hatte.1 Erich Schmitz schloss sich nach der Besetzung Belgiens einer Gruppe der ITF an. In der Silvesternacht von 1941/1942 beteiligte sich Erich Schmitz an einer Flugblattaktion gegen den Hitler-Krieg im Antwerpener Sportpalast. Es kam zu einem Feuergefecht mit der Gestapo, in dessen Verlauf Erich Schmitz getötet und sein Genosse, der Solinger Willy Kratz, schwer verwundet wurde.2 Der Ablauf der Festnahmeaktion ist aus folgenden Dokumenten zu rekonstruieren: Am 4. Januar 1942 telegraphierte die Sicherheitspolizei nach Düsseldorf: „Kratz, der am 1.1.42 mit zwei weiteren kommunistischen Emigranten bei einer Sportveranstaltung in Antwerpen erkannt wurde und festgenommen werden sollte, hat einen Beamten der hiesigen Dienststelle erschossen und einen weiteren schwer verletzt. Er konnte anschließend mit einem Beinschuss gestellt werden. In der Begleitung des Kratz befand sich der kommunistische Emigrant Erich Schmitz. (…) Schmitz wurde hierbei erschossen.“3

Nach der Anklageschrift gegen Willi Kratz, der vor dem Sondergericht Essen angeklagt wurde, ist Erich Schmitz „auf der Flucht erschossen“ worden: „Infolge der allgemeinen Verwirrung gelang es den beiden Begleitern des Angeschuldigten, sich der Festnahme zu entziehen. Schmitz wurde kurze Zeit darauf von Wehrmachtsangehörigen gestellt, als er versuchte, in einer Toilette seine Pistole zu verstecken. Bei seiner Überführung in das Militärgefängnis machte er einen Fluchtversuch, bei dem er durch die bewachenden Unteroffiziere durch Herzschuss getötet wurde. Dem dritten Täter gelang es (…) unerkannt zu entkommen.4 Willi Kratz berichtete beim Gestapoverhör von den gemeinsamen Widerstandsaktionen mit Erich Schmitz. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion begann die Gruppe um Erich Schmitz Flugblätter zu verteilen, die die Soldaten der Wehrmacht zum Ungehorsam aufrief. Die Flugblätter wurden bei Dunkelheit in den Unterkunftsräumen der Wehrmacht ausgelegt und auf Treppen und Straßen verteilt.5 Willi Kratz wurde u.a. wegen mehrfachen Mordes zum Tode verurteilt und am 5. Oktober 1942 in Köln hingerichtet.6

 

1 Vgl. Brief von Ewald Seiler vom 18.3.1978, VVN-Archiv Wuppertal.

2 Vgl. ebd.

3 Gestapoakte Willi Kratz, LAV NRW HSA, RW 58, Nr. 34039.

4 Sondergerichtsanklage vom 28.Juli 1942, Gestapoakte Willi Kratz, LAV NRW HSA, RW 58, Nr. 34039.

5 Vernehmung von Willy Kratz am 21. August 1942 in Essen, Gestapoakte Willi Kratz, LAV NRW HSA, RW 58, Nr. 34039.

6 Vgl. Gestapoakte Willi Kratz, LAV NRW HSA, RW 58, Nr. 34039.

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