Otto Böhne

Rabenweg Wuppertal, Deutschland
gestorben: 
25. Februar 1934 Papenburg
Beruf: 
Schlosser

Otto Böhne

 

Am 4.12.1897 wurde er in Wuppertal-Elberfeld geboren. Otto Böhne stammte aus einer Arbeiterfamilie. Er hatte 5 Geschwister.

Böhne lernte Schlosser und nahm als Soldat am 1. Weltkrieg teil.  Nach dem Krieg kehrte Böhne nach Wuppertal zurück und arbeitete als Schlosser bei der Firma Quante. Er schloss sich in Elberfeld der KPD an  und übernahm verschiedene Funktionen im Jugendverband und später in der Partei. Als Organisationssekretär war er  verantwortlich u.a. für die Organisierung der großen Thälmann-Kundgebung im Juli 1932. Im März 1933 wird er noch  als Vertreter der KPD in den Stadtrat gewählt. Otto Böhne wohnte mit seiner Frau und seiner Tochter in der Wirkerstr. 37.

Otto Böhne geriet  schnell in die Schusslinie der NS-Machthaber. Im April 1933 war er in Duisburg in Schutzhaft, wurde aber wieder nach Hause entlassen.  

Im Juli 1933 wurde Böhne in seiner Wohnung nachts von Hilgers und anderen SA-Männern überfallen und vor den Augen seiner 13jährigen Tochter misshandelt. Wie das Mädchen diese schrecklichen Minuten erlebt hat, kann man bei Karl Ibach nachlesen. Wenige Tage später brachte man Böhne in die Kemna. Hilgers wollte sich an ihm für einen Feuerüberfall auf einen SA-Zug in der Wirkerstraße (Elberfelder Nordstadt) am 26. Februar rächen. Nach Hilgers Angaben ist in die Wohnung seiner Mutter beim anschließenden Feuergefecht zwischen den Heckenschützen und der Schutzpolizei, seine Kugel geflogen. Die SA hatte sich übrigens während der Schießerei in Hauseingängen verkrochen – nachzulesen im GA vom 27.2.33. Böhne, der in der Wirkerstraße lebte, warf Hilgers vor, auf seine Mutter geschossen zu haben. Er misshandelte ihn persönlich und sorgte dafür, dass die Wachmannschaft auch entsprechend vorging.

Im Lager und bei der SA war allgemein bekannt, dass Böhne zum Zeitpunkt der Schießerei nicht in Wuppertal, sondern an der KPD-Parteischule in Berlin war, selbst also auf keinen Fall geschossen hatte. Trotzdem arbeitete die SA zielstrebig auf seinen Tod hin.  Scharführer Heinrich Weischet, Lagerinnendienst, untersagte mehrmals den Häftlingssanitätern Jung und Ferlemann ausdrücklich jede Hilfeleistung, obwohl Böhne nach einer Misshandlungstortur grüne Flüssigkeit aus dem Mund lief, was auf eine Verletzung der Galle hindeutet und er Blut im Urin hatte. Böhne durchlitt das ganze Repertoire an Grausamkeiten, dessen die SA fähig er. Er wurde tagelang im Aufzug gefangengehalten und trotz seiner erheblichen Körpergröße in einen Fabrikspind gepresst, so dass er tagelang nur gebückt laufen konnte.

In den letzten Tagen der Kemna, lange nach der Ablösung Hilgers, ist Otto Böhne endgültig zugrunde gerichtet worden, als er und etwa 12 andere Häftlinge gezwungen wurden eingedrungenes Grundwasser aus dem Zellentrakt des Neubaus abzuschöpfen. Die Arbeit hatte am 17. Januar morgens um 9 Uhr begonnen. Dabei mussten die Häftlinge die ganze Zeit über in dem etwa 75 cm hohen eiskalten Wasser stehen, was schon alleine zu einer schnellen Erschöpfung führte. Hier zeigt sich noch einmal eindeutig der Charakter der Arbeit in der Kemna als Terrorarbeit: das Wasser floss schneller nach als es abgeschöpft werden konnte – End- und Sinnlosigkeit, verbunden mit körperlicher Überbelastung und Untertechnisierung Blechbüchsen und Eimer.

Der Transport der letzten Kemna-Insassen ins Moor, stand unter dem Kommando von Maikranz. Wieder wurde Böhne besonders schikaniert, indem er an seinen Mithäftling Robert Brink gekettet wurde. Nach Brinks Aussage erhielt Böhne von Maikranz auf der Fahrt mehrere Stöße mit einem Gewehrkolben vor die Brust, von denen er sich nicht mehr erholte. Bei der Übergabe des Transports musste Maikranz auf Anweisung des Verantwortlichen des KZ’s Bögermoor die Handschellen abnehmen. Der inzwischen Betrunkene rief Brink und Böhne nach: Verrecken müsst ihr doch, ihr Schweine.

Am 25. Februar 1934, gut einen Monat nach der Schließung, erlag Böhne im Papenburger Krankenhaus seinen Verletzungen. Als offizielle Todesursache wurde eine „Lungen- und Rippenfellentzündung und Herzschwäche“ angegeben.

Otto Böhnes Leiche wurde nach Wuppertal überführt und zwei Tage in seiner Wohnung in der Wirkerstrasse aufgebahrt. Seine GenossInnen organisierten eine Totenwache und seine Beerdigung auf dem Kommunalfriedhof in Ronsdorf wurde noch mal zu einer antifaschistischen Demonstration.   

1972 wurde auf dem Kommunalen Friedhof in Ronsdorf eine Ehrengrabanlage angelegt. Dort sind u.a. die Widerstandskämpfer Otto Böhne, August Obermeier, Alois Kaps und Robert Schüller begraben. Weiterhin befinden sich dort die Gräber der wegen „Fahnenflucht“, „Wehrkraftzersetzung“, Desertation und Befehlsverweigerung ermordeten Soldaten, die auf dem Schießstand in Ronsdorf-Erbslöh hingerichtet wurden.

Quellen:

Peter Schröder: Wuppertal ehrt kommunistischen Widerstandskämpfer.Wupper-Report 74 / 1989

Freiheit – Organ der KPD im Bezirk Niederrhein, April 1934 (SK Dt. Widerstand AN 164),
Standesamt Papenburg 15/1934

Willi Spicher 1981, S. 31.

 

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