Alfred Böddicker
§ 175
Böddicker, Alfred |
geb. 18.01.1886, Elberfeld |
Todesdatum: 13.08.1942, AL Klinker |
Häftlingsnummer(n): 45865 |
http://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&p=25&BIO_ID=2118
Alfred Böddicker * 1886
Simon-von-Utrecht-Straße 66 Altbau links neben Nr. 66 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)
KZ Sachsenhausen
ermordet 13.08.1942
Alfred "Fred" Paul Böddicker, geb. 18.1.1886, inhaftiert 1936 und 1939, gestorben am 13.8.1942 im KZ Sachsenhausen
Simon-von-Utrecht-Straße 65 (Eckernförderstraße 59)
Der Steward und Kellner Alfred Böddicker wurde 1886 als Sohn des
Ehepaars Gertrud (geb. Rieger) und Ferdinand Böddicker in Elberfeld
geboren. Er war in Hamburg NSDAP-Mitglied (Abteilung Seefahrt) und
Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Fünfmal wurde er wegen
ungenehmigter Abmusterungen von Schiffen und wegen Eigentumsdelikten
bestraft.
Nachdem sein Bekannter Alfred Flanse (gestorben am 14.2.1944 KZ
Majdanek) im April 1936 durch den Nachbarn Karl Saatze denunziert worden
war, nahm die Kriminalpolizei auch Ermittlungen gegen Alfred Böddicker
auf. Saatze: "Was Flanse nun mit den jungen Leuten vorgehabt hat, kann
ich nicht angeben. Wenn ich mich überzeugen wollte, war stets die Tür
verschlossen und das Schlüsselloch zugestopft. ... Ich vermute aber,
dass es sich grösstenteils um Strichjungen handelt, die auf St. Pauli
sich herumtreiben. Es mag sein, dass Flanse diese Jungens auf den Strich
geschickt hat."
Bei der Durchsuchung von Böddickers Zimmer trafen die Beamten dort
den 19-jährigen Messejungen Werner W. an. Wie sich im Verhör
herausstellte, hatten sich die beiden 1933 am Millerntor kennengelernt.
Aus der losen Bekanntschaft entwickelte sich eine Partnerschaft; seit
1935 wohnten sie zusammen.
Am 30. Juli 1936 wurde Alfred Böddicker für diese Beziehung von der
Großen Strafkammer 1 des Landgerichts Hamburg zu einer 18-monatigen
Gefängnisstrafe wegen Vergehens nach § 175 RStGB alter und neuer Fassung
verurteilt. Sein Gnadengesuch vom 13. Juni 1937 war erfolglos. Seine
Entlassung fand am 30. Oktober 1937 aus dem Strafgefängnis
Lübeck-Lauerhof statt.
1939 wurde Alfred Böddicker erneut Opfer einer Denunziation – dieses
Mal durch den ehemaligen Arbeitskollegen Robert B. Vom 10. bis 17. Juni
1939 war Bödicker in polizeilicher "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel. Das
Hamburger Landgericht verurteilte ihn im selben Jahr zu drei Jahren
Gefängnis nach § 175 RStGB. Nach einem Jahr in den Emslandlagern wurde
Böddicker im Juni 1940 an die Kriminalpolizei Hamburg überstellt. Für
Mitte 1942 existiert ein Beleg dafür, dass er als "befristeter
Vorbeugungshäftling" ins KZ Sachsenhausen verbracht worden war, wo er am
13. August 1942 ermordet wurde.
© Bernhard Rosenkranz/Ulf BollmannQuellen: StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2,
451 a E 1, 1 d; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht –
Strafsachen, 10152/36; StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Abl. 13 und 16; Müller/Sternweiler, Homosexuelle Männer, 2000, S. 23.
Neuen Kommentar hinzufügen