Karl Erlemann

Radevormwald, Deutschland
gestorben: 
9. января 1934 Langenfeld Galkhausen
Opfergruppe: 
Beruf: 
Schuhmacher

W- 77330

Karl Erlemann

19.11.1894 in Radevormwald 9.1.1934 in Galkhausen

Oberhof Rade, später Ehefrau Wupp Flexstr. 2
Schuhmacher
Bis 23.12.1933 in der kemna , dann nach Galkhausen verlegt.
23.8.1933 bis 23.12.33 in der Kemna

 

Das zweite direkte
Todesopfer der Kemna war ein Radevormwalder. Ende August 1933 wurde
der 39 Jahre alte Schumacher Karl Erlemann verhaftet. Erlemann, ein
eher unpolitischer Mensch, gehörte keiner politischen Organisation
an. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er nach dem Weltkrieg eine
Karabiner 98 aus dem Feld mit nach Hause gebracht hat. Es ist
möglich, dass er diese Waffe zum Wildern genutzt hat.

Nach ersten brutalen
Verhören in Rade hat Erlemann den Besitz der Waffe zugegeben. Schild
sah in Erlemann einen besonders gerissenen, im geheimen operierenden
Kommunisten, der mit Sicherheit von weiteren Waffenlagern Kenntnis
haben müsste. Deshalb ließ er ihn Anfang September in die Kemna
schaffen. Erlemann ist in dem neuen SA-Raum auf unglaublich brutale
Art und Weise verprügelt worden. Die Form der Misshandlung war bei
allen Radevormwaldern gleich: sie wurden von einem Wachkommando mit
heruntergelassener Hose über eine in der Lagertischlerei extra für
diesen Zweck angefertigte etwa 40 cm hohe Bank geworfen und mit
verschiedenen Schlagwerkzeugen wie Gummiknüppeln, Ochsenziemer,
Reitpeitschen, Koppelriemen und ähnlichem bis zur Bewusstlosigkeit
geprügelt. Auch auf den Kopf der Häftlinge wurde dabei massiv
eingeschlagen.

Nach den Misshandlungen,
die wie am Fließband mit ungeheuren Brutalität erfolgten wurden die
Rader Häftlinge als blutige Fleischklumpen in den Bunker geworfen,
so auch Erlemann.

Erlemanns ebenfalls in
der Kemna festgehaltener Bruder Hugo, der auch von großen Mengen
Blut in Karls Urin berichtet, fiel nach den Misshandlungen sofort das
veränderte Wesen seines Bruders auf. Zitat Er stierte vor sich
hin und gab auf Fragen Antworten, die vollkommen unsinnig waren.
Zitat Ende

Erlemann wurde im Rahmen
der Weihnachtsamnestie am 23. Dezember nach Hause entlassen. In der Radevormwalder Lokalzeitung wurden er und die anderen
ehemaligen Schutzhäftlinge mit diesem Aufruf empfangen. Zitat.
Für manchen irregeleiteten Volksgenossen haben die politischen
Ereignisse des vergangenen Jahres harte Notwendigkeiten im Gefolge
gehabt. Bis auf einige wenige werden die politischen
Schutzhaftgefangenen aus den Konzentratioslägern zurückkehren und
mit ihren Familien im Lichterglanz des Tannenbaums Deutsche Weihnacht
feiern können. 

Die Deutsche Weihnacht
der Familie Erlemann verlief wenig festlich. Erlemanns ganzes Wesen
hatte sich verändert. Er flüchtete sich in eine Art religiöser
Trance – las dauernd im Gesangbuch und war kaum noch ansprechbar.
An Sylvester begann er unvermittelt seinen siebenjährigen Sohn über
eine Maschinepistole zu vernehmen. Und zwar in dem Ton der
Vernehmungen in der Kemna, wie sein Bruder als Augenzeuge aussagte.
Der Hausarzt ordnete die Einlieferung in die Pflege- und Heilanstalt
Galkhausen an.

Sein Krankenblatt ist erhalten und gibt Auskunft über die letzten
Lebenstage eines Mannes, der vor seiner Schutzhaft an Körper und
Geist völlig gesund war.

PAUSE Am 9. Januar ist
Erlemann an Herzlähmung gestorben. Im Rahmen der Staatsanwaltlichen
Ermittlungen 1934 erstellte der Oberarzt der Heil- und Pflegeanstalt
Dr. Settels ein Gutachten in dem es heißt: Zitat

... Die Ursache
dieser Erkrankung konnten wir nicht feststellen, aber die Erkrankung
kann wohl, und das ist sogar wahrscheinlich durch Schläge auf den
Kopf hervorgerufen werden. ...“

 

 

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