Mittelbau Dora


Gedenkstätte Dora Mittelbau Germany

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Der Gründung des KZ Mittelbau-Dora ging die Entwicklung der als Terrorwaffe konzipierten A4-Rakete in der Heeresanstalt Peenemünde auf der Insel Usedom voraus. Im Frühsommer 1943 lief dort, aber auch bei den Rax-Werken in Wiener Neustadt und bei Zeppelin in Friedrichshafen am Bodensee die Serienfertigung dieser später unter der Propagandabezeichnung "V2" bekanntgewordenen Waffe an. Ein schwerer Luftangriff der Royal Air Force in der Nacht auf den 18. August 1943 bereitete jedoch der Peenemünder A4-Produktion ein schnelles Ende. Auch an den beiden anderen Produktionsstandorten war die A4-Fertigung durch alliierte Luftangriffe im Juni und August des Jahres zumindest in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Luftangriff auf Peenemünde forcierte die Entscheidung zur Verlagerung der A4-Produktion in weniger luftgefährdete Regionen. Die Wahl fiel auf ein Stollensystem der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft (Wifo) im Kohnstein bei Nordhausen in Thüringen. Dort hatte die Wifo seit 1936 ein unterirdisches Treibstofflager für die Wehrmacht ausbauen lassen, das im Spätsommer 1943 nahezu fertiggestellt war.

Es dauerte fast 20 Jahre, bis das ehemalige Lager Dora als Gedenkstätte genutzt wurde. Zwar hatte es bereits am ersten Jahrestag der Befreiung (11. April 1946) an einem von den Sowjets am Krematorium errichteten Mahnmal eine erste Gedenkfeier gegeben, und 1954 war das Krematorium unter Teilnahme einiger Tausend Anwesender als "Ehrenstätte" eingeweiht worden, insgesamt blieb der Ort jedoch verwaist.

Erst 1966 nahm auf Initiative der SED-Kreisleitung Nordhausen die "Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora" ihren Betrieb auf, nachdem man das ehemalige Krematorium - das neben der Feuerwache als einziges Gebäude erhalten geblieben war - zum Museum umgestaltet hatte.

Mit der Ausgestaltung des Appellplatzes und dem Bau einer Verwaltungsgebäudes auf den Fundamenten der Baracke der ehemaligen Politischen Abteilung ließen Stadt und Landkreis Nordhausen die Gedenkstätte in den siebziger Jahren weiter ausbauen. Die Konzeptionen der mehrfach geänderten Dauerausstellung im Museum und die symbolische Gestaltung des Gedenkstättengeländes folgten dabei der DDR-typischen Überhöhung des antifaschistischen Widerstandskampfes politischer Häftlinge und ließen die Leidensgeschichte anderer Häftlingsgruppen in den Hintergrund treten.

Nach 1989 blieben wesentliche Gestaltungselemente der DDR-Gedenkstätte als Dokumente regionaler DDR-Erinnerungskultur erhalten. Die bis 1993 im Krematorium gezeigte Dauerausstellung wurde 1995 zum 50. Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora durch eine neu konzipierte Dauerausstellung in einer rekonstruierten Unterkunftsbaracke ersetzt. Zeitgleich wurde auch ein Teil der Stollenanlage für Besucher zugänglich gemacht, nachdem zwischen 1988 und 1993 auf der Südseite des Kohnsteins ein neuer Zugangsstollen zum ehemaligen Fahrstollen A aufgefahren worden war.

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Frank Baranowski: Die verdrängte Vergangenheit. Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit in Nordthüringen - Duderstadt: Mecke, 2000. - 192 S., Ill., € 16,00.
Mit seiner neuesten Publikation legt Frank Baranowski eine detaillierte Dokumentation von Rüstungsprojekten und Zwangsarbeiterlagern in Nordthüringen im NS vor. Einen Schwerpunkt der Dokumentation bilden die Außenlager des KZ Mittelbau-Dora

Manfred Bornemann: Geheimprojekt Mittelbau. - Bonn: Bernhardt & Gräfe Verlag, 1994. - 238 S., Ill., € 24,00.
Seit 1936 wurden im Berg Kohnstein bei Nordhausen Stollenanlagen für ein unterirdisches Öllager geschaffen, das 1943 von KZ-Häftlingen zu einer Raketenfabrik umgebaut wurde. Bornemann schildert die Geschichte des Kohnsteins und der Stollenanlagen während des Zweiten Weltkrieges. Das komplizierte Zusammenwirken aller an der Untertageverlagerung Beteiligten wird übersichtlich dargestellt.

Rainer Eisfeld: Mondsüchtig: Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei. - Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2000. - 285 S., Ill., € 9,90.
Rainer Eisfeld zeichnet die Geschichte der Weltraumfahrt bis zur Landung auf dem Mond nach und unternimmt mit Hilfe von Dokumenten die notwendige Neubestimmung der Rolle von Brauns und seiner Mitstreiter im Spannungsfeld von Terror und technischem Fortschritt.

Angela Fiedermann, Torsten Heß, Markus Jäger: Das Konzentrationslager Mittelbau Dora. Ein historischer Abriss. - Bad Münstereifel: Westkreuz-Verl., 1993. - 112 S., Ill., € 13,00.
Im Rahmen der Untertageverlagerung der Raketenproduktion gründete die SS 1943 im Harz bei Nordhausen das Außenkommando Dora, aus dem das eigenständige KZ Mittelbau hervorging. Das Buch liefert einen knappen Überblick über die Geschichte des Lagers, das ein Drittel der Häftlinge nicht überlebte.

Alvin Gilens: Discovery and despair: Dimensions of Dora. Aufbruch und Verzweiflung: Dimensionen von Dora. - Bad Münstereifel: Westkreuz-Verlag, 1995, € 20,00.
Bildband, deutsch-englisch

Brigitte D´Hainaut, Christine Somerhausen: Dora 1943 - 1945. - Berchen: Uitgeverij EPO, 1992. - 231S., € 16,00.
Das in flämischer und französischer Sprache vorliegende Buch der beiden belgischen Historikerinnen B. D'Hainot und C. Somerhausen widmet sich vornehmlich dem Leidensweg der belgischen Häftlinge im KZ Mittelbau-Dora.

Peter Hochmuth: Der illegale Widerstand der Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora. Dokumentation. Hrsg. von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. - Schkeuditz: GNN Verlag, 2000. - 139 S., Ill., € 8,10.
Mit der Dokumentation zum Widerstand der Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora und ihrer Sabotage der V-Waffenproduktion wurde ein langjähriges Vorhaben verwirklicht. Das Buch enthält Darstellungen ehemaliger Häftlinge aus den Jahren 1945 bis 1991.

Yves le Maner, André Sellier: Bilder aus Dora. Zwangsarbeit im Raketentunnel 1943-1945 - Bad Münstereifel: Westkreuz-Verlag, 2001. - 88 S., Ill., € 18,00.
Ausstellungskatalog des Museums La Coupole/Frankreich

édition française: Yves le Maner, André Sellier: Images de Dora. - La Coupole: Centre d'histoire de la Guerre et des Fusées, 1999. - 88 S., Ill., € 23,90.

Joachim Neander: Das Konzentrationslager Mittelbau in der Endphase der nationalsozialistischen Diktatur. - Clausthal-Zellerfeld: Verlag Papierflieger, 1997. - 521 S., Ill., € 25,05.
Neben einer genauen Darstellung des KZ-Komplexes Mittelbau und seiner Rolle in der Rüstungswirtschaft des "Dritten Reiches" geht das Werk vor allem auf die Evakuierung des KZ Mittelbau und seiner Außenlager ein. Die einzelnen Evakuierungstransporte sind ausführlich beschrieben und in Kartenmaterial dargestellt.

Joachim Neander: "Hat in Europa kein annäherndes Beispiel" - Mittelbau-Dora - ein KZ für Hitlers Krieg. - Berlin: Metropol Verlag, 2000. - 220 S., Ill., € 17,00.
Neanders neueste Publikation ist eine für ein breites Publikum geschriebene gestraffte Fassung seiner Mittelbau-Monographie von 1997. Sie bietet eine Gesamtdarstellung der Geschichte Mittelbau-Doras, die sich sowohl auf die Erinnerungsberichte ehemaliger Häftlinge als auch auf die neuere Forschungsliteratur stützt.

Michael J. Neufeld: Die Rakete und das Reich - Wernher von Braun, Peenemünde und der Beginn des Raketenzeitalters. - Berlin: Brandenburgisches Verlagshaus, 1997. - 399 S., Ill., € 17,90.
Neufelds kritische Studie zur Raketenentwicklung im nationalsozialistischen Deutschland stellt eine gelungene Verbindung technik- und sozialgeschichtlicher Fragestellungen dar. Die Entwicklungsgeschichte des Raketenzentrums Peenemünde erknüpft Neufeld mit einer ausführlichen Schilderung der Zustände im unterirdischen Mittelwerk und im Lager Dora.

american edition: Michael J. Neufeld: The Rocket and the Reich: Peenemünde and the coming of the ballistic missile era. - Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1995. - 367 S., Ill., € 23,00.

André Sellier: Zwangsarbeit im Raketentunnel: Geschichte des Lagers Dora. - Lüneburg: zu Klampen! Verlag, 2000. - 627 S., Ill., € 39,00.
André Sellier ist Überlebender des KZ Dora-Mittelbau und französischer Historiker. Sein Werk, das in französischer Sprache bereits 1998 erschien, erscheint nun auch in deutscher Sprache. Das Buch ist Erinnerungsbericht und historische Abhandlung über das KZ Dora-Mittelbau zugleich.

édition française: André Sellier: Histoire du Camp de Dora. - Paris: Editions La Découverte & Syros, 1998, 540 S., Ill., € 39,00.

Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora. Hrsg. von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Göttingen: Wallstein-Verlag, 2001. - 688 S., € 49,00.
Der Historiker Jens-Christian Wagner stellt mit diesem Werk die bisher umfangreichste Darstellung der Geschichte des KZ-Komplexes Mittelbau vor. Ausführlich wird der Versuch der Produktionsverlagerung in Untertageanlagen im Südharz dargestellt. Darüber hinaus werden die vielseitigen Wechselbeziehungen zwischen dem Lagersystem und der deutschen Tätergesellschaft analysiert.

Jens-Christian Wagner (Hg.): Das KZ Mittelbau-Dora. Katalog zur historischen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Göttingen: Wallstein-Verlag, 2001. - 104 S., € 9,00.
Katalog zur 1995 eröffneten historischen Ausstellung in der Gedenkstätte, ergänzt durch Informationen zur Gedenkstätte.