Berta Keseberg

geb. Riedesel
Wuppertal-Elberfeld, Deutschland
gestorben: 
1. January 1942 Wuppertal
Opfergruppe: 
Beruf: 
Putzfrau

Persönliche Daten
 

Familienname:     Keseberg
Vorname:     Berta
Geschlecht:     w
Geburtsdatum:     21.10.1894
Geburtsort:     Elberfeld
Beruf:     Putzfrau
Todesdatum:     unbekannt
Todesursache:     unbekannt

Adressangaben

 

Jahr Straße Nr.
1936 W?lfing (E) 9

Angaben zur Mitgliedschaft in Organisationen liegen nicht vor.


Angaben zur Verfolgung

Beginn Ende Gericht Urteil Art Grund
15.07.1936 15.07.1941 Oberlandesgericht Hamm 60 Mon. Zuchthaus Politisch / Vorbereitung zum Hochverrat

1942 bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen.

 

Gewerkschaftsprozesse

 

Verhaftungswelle Sommer 1936

Als am 13. März 1936 Karl Ibach in Nümbrecht, am 5. Mai 1936 Otto Kettig in Hamburg und am 17. Mai 1936 in Stuttgart Ewald Funke unabhängig voneinander festgenommen wurden, spielten die Wuppertaler AM-Strukturen bei den Vernehmungen zunächst überhaupt keine Rolle. Die Verhaftung von Ewald Funke wurde der Gestapo in Düsseldorf sogar erst einen Monat später bekannt, eine Möglichkeit zur Vernehmung ergab sich sogar erst zwei Monate nach seiner Verhaftung.

Eine erste Spur ergibt sich aus einem Geheimschreiben des Gestapa Berlin an die Gestapostelle Düsseldorf zu Hd. Kriminalrat Sommer, das auf den 13. Mai 1936 datiert ist. In dem durch Eilboten überstellten Brief hieß es: „Nach vertraulichen Mitteilungen ist verantwortlicher Leiter der KPD in Elberfeld ein gewisser Fritz Proska oder Prochka. Die Anlaufstelle befindet sich bei Else Brückner [sic], Barmen, Gronaustr. 108, wo auch P. verkehrt. Bei der Anlieferung von Druckschriftenmaterial führen sich die Kuriere, die aus Holland kommen, mit den Worten „Ich möchte die Sparhefte für August abgeben“ dort ein, worauf ein späterer Treff für die Übergabe vereinbart wird. Bei der Brückner soll sich auch noch Material befinden, welches sich auf den Wuppertaler Prozeß bezieht.“[1] Weiter berichtete die Berliner Gestapo von einer 50köpfigen Gruppe der illegalen KPD in Barmen, die Verbindung nach Schwelm, Lüdenscheid und zur Firma Bemberg unterhalten würde.

Techniker sei „wahrscheinlich Arthur Witte. [...] Anfang des Js. war Witte in Berlin und wollte als Zuhörer an dem Termin gegen seine Braut wegen Vorbereitung zum Hochverrat teilnehmen.“[2]

Das Gestapa in Berlin hatte gleichzeitig wegen der Zuständigkeit für Lüdenscheid auch die Gestapostelle in Dortmund informiert. Die Gestapo in Wuppertal und Dortmund wurde aber „ersucht, bei den Ermittlungen die Anlaufstellen vorläufig nicht zu gefährden, da hierdurch von Seiten der KPD Schlüsse auf die Nachrichtenquelle gezogen werden könnten.“[3] Sie sollten zunächst nur die Wohnungen und Personen beobachten, um „Kenntnis von der gesamten Organisation der KPD zu erhalten.“[4] Inwieweit die Gestapo diese Informationen bei den kommenden Verhaftungen verwertet hat, ist aktenmäßig nicht zu belegen, aber sehr wahrscheinlich. Aktenkundig ist jedenfalls eine Sonderbesprechung am 4. Juni 1936 von Kriminalrat Sommer mit dem Berliner Kriminalkommissar Geißler.[5]

Das Netz der Gestapo zog sich endgültig zu, als Ende Mai 1936 die Düsseldorfer Instrukteure Erich Wöseler und Fritz Reuter im Gestapoverhör ihre Verbindungen zur Wuppertaler KPD preisgaben. In den Vernehmungen nannten Wöseler und Reuter u.a. die Namen von August Obermeier, Walter Sander und Emma Bruckner.[6] Erich Wöseler hat mindestens einmal illegale Schriften zu Emma Bruckner, der Tante von August Obermeier, gebracht. Ebenso kannte Fritz Reuter die Wohnung von Else Wasmuth, die mit August Obermeier ein Liebesverhältnis hatte.

Der Zugriff in Wuppertal erfolgte, so der Leiter der Düsseldorfer Gestapostelle Sommer, direkt im Anschluss an die Besprechung mit K.K. Geißler am 4. Juni 1936.[7] Am 8. Juni 1936 um 7 Uhr schlug die Gestapo zu. Emma Bruckner wurde zusammen mit ihrem Sohn Willi und mit Hedwig Wolter festgenommen.[8] Auch Arthur Witte war unter den ersten Verhafteten. Noch am selben Tag verhaftete die Gestapo weitere 13 Personen, unter ihnen die beiden KPD-Funktionäre August Obermeier[9] und Walter Sander.[10] Auch Else Wasmuth wurde am Morgen des 8. Juni festgenommen. Dieser 8. Juni 1936 markierte den Beginn einer Verhaftungsserie von insgesamt 153 Personen, die erst mit der letzten Festnahme am 29. Dezember 1936 endete.

Mit der Verhaftung von Berta Keseberg am 15. Juli 1936 begann auch die Zerschlagung des Geldverteilungsnetzes.[11] Insgesamt wurden in Elberfeld 30 und in Barmen 40 Familien von der Roten Hilfe unterstützt.[12] In Barmen konnte die Gestapo insgesamt 35 Personen als Geldempfänger „ermitteln“, in Elberfeld konnte nur eine Person namhaft gemacht werden, weil die für Elberfeld zuständige Verteilerin Amanda Ahrweiler rechtzeitig in die Niederlande flüchten konnte. In dieser Verhaftungswelle spielten Denunziationen und V-Leute keine weitere Rolle mehr, die weiteren Verhaftungen wurden durch Folterverhöre ausgelöst, in denen die Verhafteten weitere Namen preisgaben. Unter den Verhafteten war auch Elfriede Trant, die von der Gestapo als Jüdin identifiziert wurde.[13]

Insgesamt drei Personen starben bei der „Voruntersuchung“ in Polizeigewahrsam. Am 17. Juni 1936 wurde August Obermeier erhängt im Polizeigefängnis aufgefunden.[14] Am 2. August 1936 starb Friedrich Senger und am 31. Oktober 1936 Robert Schüller.




[1]              Schreiben der Gestapa Berlin vom 13.5.1936, BStU, MfS, HA IX/11, SV 24/80, Bd. 1, Bl. 96.

[2]     Ebd.

[3]     Ebd.

[4]     Ebd.

[5]     Kurt Geißler (* 22.9.1902 in Berlin; † 14.10.1963 in Köln), 1936 Kriminalkommissar bei der Gestapo in Berlin, später u.a. Sonderbeauftragter der Sicherheitspolizei in Bukarest, Leiter des Referates IV A 2 des Reichssicherheitshauptamtes, Kriminaldirektor in Riga und nach dem Krieg Leiter der Kölner Kriminalpolizei.

[6]              Der Hinweis der Düsseldorfer Gestapo auf die Vernehmungen von Fritz Reuter und Erich Wöseler Ende Mai 1936, in: LAV NRW W, GSTAH, Nr. 9592. Erich Wöseler war für den Literaturvertrieb der KPD in Westdeutschland zuständig. Siehe zur Festnahme Wöselers auch Peukert, Widerstand, S. 275. Wöseler wurde am 23.10.1936 vom VGH zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Fritz Reuter kam als „Instrukteur“ aus Berlin. Er hatte die Aufgabe, neue KPD-Leitungen zu schaffen. Siehe zu Fritz Reuter: Peukert, Widerstand, S. 275.

[7]              Vgl. Schreiben Kriminalrat Sommer, Gestapo Düsseldorf, an Gestapa Berlin vom 25.6.1936, BSTU, MfS HA IX/11, SV 24/80, Bd. 1, Bl. 155.

[8]              Vgl. LAV NRW W, GSTAH, Nr. 9592-9607+9878 E, 9608-9624 V, 9657 SRA, 9660 W, 9661 St.

[9]           August Obermeier hatte in Wuppertal die Funktion des „Technikers“ inne. Er war unter anderem für den Vertrieb von illegalen Schriften zuständig. Zu August Obermeier siehe Obermeyer-Dohm, Susanne: August Obermeier, in: Birker, Gerhard u.a. (Red.): Wuppertaler Biographien. 14. Folge, Wuppertal 1984, S. 59-63.

[10]         Walter Sander war „Instrukteur“ für den Großraum Wuppertal und damit für den Neuaufbau der illegalen Strukturen verantwortlich.

[11]             Ausführlich bei Marioth, Hochverräterinnen.

[12]            Vgl. Aussage von Willy Kuhbier am 10.7.1936, LAV NRW W, GSTAH, Nr. 9594.

[13]             Vgl. LAV NRW W, GSTAH, Nr. 9592.

[14]            Vgl. ST 3/781, VVN-Archiv Wuppertal.

 

Quellenhinweis: 

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