Georg Lindemeyer

Wuppertal-Elberfeld, Deutschland
gestorben: 
29. March 2024 Minsk
Opfergruppe: 
Beruf: 
Rechtsanwalt
Lindemeyer, Georg (14)(10)(21)  m % °1887.08.05 (14)(10)(21)  W: -Elberfeld (14)(21)  verschollen (10)(21)  Minsk / Weißrußland (10)(21)  V: Lindemeyer, Moritz; M: Lindemeyer, Anna Mathilde geb. Cahn (14) % Düsseldorf (permanent residence) (10); W: Cölner Str. 028 (Elternhaus 1887) (14) % % % Minsk / Weißrußland (10)(21) 

 

http://www.anwalt-ohne-recht.de/Duesseldorf_zusatzPanels_2011.pdf

Georg Lindemeyer wuchs als Sohn des Kaufmanns Moritz Lindemeyer und seiner Frau
Mathilde in Wuppertal auf. Nach dem frühen Tod des Vaters 1892 wurde Georg Lindemeyer nach der Wiederverheiratung der Mutter mit dem protestantischen Geschäftspartner des Vaters, Georg Hobbie, getauft.Nach dem Abitur auf dem Humanistischen Gymnasium Wuppertal studierte er in Bonn und Heidelberg Jura. 1915 heiratete er die Tochter eines bekannten Berliner Anwalts, Frieda Lewinsky, die sich ebenfalls 1916 taufen ließ. Das Ehepaar Lindemeyer lebte in der
Salierstr. 4 in Düsseldorf-Oberkassel und gehörte zur Gemeinde der Auferstehungskirche an der Arnulfstraße. Ihre drei Kinder Eva-Maria (*1917), Edith (*1921) und Wolfgang (*1922)
wurden hier getauft. Georg Lindemeyer war seit dem 12. Januar 1915 am Amtsund
Landgericht Düsseldorf als Anwalt mit Kanzlei in der Bismarckstr. 39 zugelassen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 waren aus den Christen
jüdischer Herkunft plötzlich „Nichtarier“ geworden – Georg Lindemeyer wurde im April 1933 mit dem Vertretungsverbot belegt. Der zuständige Präsident des Landes- bzw. Oberlandesgerichts wollte bei Lindemeyer hinsichtlich der Wiederzulassung jüdischer Rechtsanwälte eine Ausnahme erwirken.
„Nach Auskunft der von mir gehörten Richter national gesinnt, immer anständig und gewissenhaft in der Berufsausübung. Der Anwaltschaft, die derselben Auffassung ist, ist er angenehm, weshalb sie seine Wiederzulassung befürwortet. Auch mir ist der Gesuchsteller als durchaus anständig bekannt, sodass ich mich der Stellungnahme der Anwaltschaft anschliesse.“
Das Preußische Justizministerium in Berlin verneinte jedoch das Gesuch. Georg Lindemeyer wurde am 5. Juli 1933 aus der Anwaltsliste gelöscht.
Den Lebensunterhalt der Familie konnte Georg Lindemeyer vorerst mit Nachhilfestunden in Fremdsprachen, Geschichte und Philosophie und der juristischen Vertretung einer Düsseldorfer Kohlefirma bis Mitte der 30er Jahre erwirtschaften. Ab 1935 mussten Frieda Lindemeyer und die Kinder mithelfen, indem sie Waren kauften und verkauften und Büroarbeiten annahmen. 1937 schickten die Eltern Edith und Wolfgang zum Schulbesuch nach England, Eva-Maria folgte nach dem Novemberpogrom 1938. (Die ergreifenden Briefe zwischen Eltern und Kindern sind in Buchform
veröffentlicht worden.)
Die Auswanderungsversuche der Eltern scheiterten. Georg und Frieda Lindemeyer mussten in ein „Judenhaus“ in der Yorckstr. 42 ziehen und ab September 1941 den Judenstern tragen. Georg Lindemeyer hat wohl auf einem Friedhof Zwangsarbeit leisten müssen.
Am 10. November 1941 wurde das Ehepaar Lindemeyer nach Minsk deportiert.

 Dr. Susanne Mauss

Quellenhinweis: 

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