Hans Becker

Wuppertal-Elberfeld,
gestorben: 
14. August 1944 Zuchthaus Celle
Opfergruppe: 

*Hans Becker*, *18.6.1915,

Text aus dem Buch Rainer Hoffschildt. "Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit", Berlin 1999, S. 68 f.: Todkrank durch die Lager Brual-Rhede und Walchum

Der landwirtschaftliche Arbeiter Hans B. kam 1942 nach Brual-Rhede, später nach Walchum. Er hatte mit unter 21jährigen und mit einem Erwachsenen insgesamt fünfmal geschlechtlich verkehrt. Dafür mußte er mit seinem Leben bezahlen. Der 1915 in Wuppertal-Elberfeld geborene landwirtschaftliche Arbeiter Hans B. wurde schon als 19jähriger 1935 wegen »unzüchtiger Handlun¬gen« an Personen unter 14 Jahren, »widernatürlicher Unzucht« und »tätiger Beleidigung« zu zehn Monaten Gefängnis ver¬urteilt. Im Dezember 1941 verhängte das Landgericht Verden an der Aller eine Strafe von zweieinhalb Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust. Im Urteil hieß es, B. habe »schon seit seiner frühen Jugend einen stark ausgeprägten Hang zum gleichgeschlechtlichen Verkehr«, dem er »hem¬mungslos« nachgebe. »Er hat seine Opfer durch Alkohol gefügig gemacht oder aber durch seine überlegene körperliche Kräfte so eingeschüchtert, daß sie ihm gefügig waren. Auf irgend eine Milde hat der Ange¬klagte unter diesen Umständen keinen Anspruch. Er bildete eine besondere Gefahr für seine Umgebung, insbesondere für die heranwachsende Jugend. Es mußte ihn, der hemmungslos und brutal auf die Befriedigung seiner widernatürlichen Lüste ausgeht, die volle Schärfe des Gesetzes treffen.« Am 8. Januar 1942 wurde B. in das Strafgefangenenlager Brual-Rhede eingeliefert. Dort wurde in seiner Akte vermerkt: »Hemmungsloser und brutaler Sittenstrolch, dem auf die Finger geschaut werden muß. Will angeblich die Nase voll haben.« Wie lange B. in Brual-Rhede blieb, geht aus den Akten nicht hervor. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde er in das Strafgefange¬nenlager Walchum verlegt. Nach nicht einmal acht Monaten Lageraufenthalt stellte dort der Arzt fest, daß B. für den Lagervollzug wegen Herz¬schwäche nicht mehr geeignet sei, und ordnete den Rücktransport in die Mutteranstalt an. Einen Monat später traf er im Zuchthaus Celle ein, wo der Arzt diagnostizierte, er sei »hochgradig abgemagert, Schwellung der Füße, klingelnde Herztöne.« Auf einem Foto aus dieser Zeit wirkt der 26jährige B. greisenhaft; die kurze Haft im Emslandlager hatte ihn körperlich ruiniert. Fast zwei Jahre lebte er noch im Zuchthaus Celle. Im August 1944 kam er ins Anstaltslazarett, wo er am 14. 8. an »Lungenödem und Decompensation« im Alter von 29 Jahren starb.

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