Polizeigefängnis Bachstrasse Wuppertal

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(kgc). An verschiedenen Orten kämpft der Bezirks- und Bürgerverein Barmen-Mitte um eine Verbesserung des Stadtbildes. Bei einer Begehung der geplanten Route durch Barmen entdeckten Mitglieder der Geschichtswerkstatt ein Objekt an der Bachstraße 19-21, in dem früher die Arbeiterwohlfahrt zuhause war. Verwahrlost und abrisswürdig wirkt der Gebäudekomplex neben dem Berufskolleg Werther Brücke. Dabei hat das hintere Gebäude für Barmens Geschichte eine wichtige Bedeutung. Dazu schrieb 1989 Kurt Schnöring in seinem Stadtführer „Wuppertal“ folgendes: Nach Hitlers Machtübernahme am 30. Januar 1933 und dem am 27. Februar 1933 gefolgten Berliner Reichstagsbrand waren in ganz Deutschland, im Zellentrakt des Barmer Gefängnisses, vorübergehend politische Häftlinge inhaftiert, die anschließend in das Gefängnis Bendahl, in das Zuchthaus Lüttringhausen und in das KZ Kemna „überstellt“ wurden. Willy Spicher erinnerte sich 1981 in seinem Buch „In der Zelle zum Abgeordneten gewählt“: „Die Zellen waren überfüllt, alles war unvorstellbar eng. Bei mir in der Zelle war Willi Erlemann. Er war wie ich Stadtverordneter der KPD. Wir hörten dann auch, dass das Polizeigefängnis Von-der-Heydt-Gasse und das Gefängnis Bendahl vollkommen mit Kommunisten überfüllt waren. Unter den Verhafteten befand sich auch der Verleger der liberalen „Barmer Zeitung“, Werner Berg (26.09.1896-07.09.1982). Er war wegen einer kritischen Äußerung denunziert und festgenommen, aber nach dreitägiger Haft wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Michael Okroy berichtet in seinem Stadtführer zur NS-Zeit unter dem Titel „Volksgemeinschaft, Erbkartei und Arisierung“ ergänzend, dass gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, im Winter 1944/45, das Polizeigefängnis auch als Haftstätte für Zwangsarbeiter gedient hat. Aus einer Aussage zum Wuppertaler Kemna-Prozess von 1948 geht hervor, dass die ausländischen Arbeiter schweren Misshandlungen des damaligen Gefängnisleiters Fritz Grafe, einem SA-Mann und früheren Aufseher im KZ Kemna, ausgesetzt waren. Vier Gefangene lebten in einer Zelle. Nachbarn hörten die Schreie von Gefangenen.
Nur wenige Schritte von der Bachstraße 19-21, im Kleinen Werth 9, befand sich bis 1939 die Polizeiverwaltung. Mit dem Umzug in das neue Präsidium an der damaligen Adolf-Hitler-Straße, der heutigen Friedrich-Engels-Allee, gelangten alle NS-Verfolgungsbehörden Wuppertals unter ein Dach. Das Gebäude der Gestapo-Nebenstelle Barmen, das vorher als Krankenhaus gedient hatte, wurde Anfang der 1970er Jahre abgerissen und durch den Schulerweiterungsbau für das Berufskolleg ersetzt.