Ewald Vorsteher

Wuppertal-Barmen, Deutschland
gestorben: 
4. März 1945 KZ Buchenwald
Beruf: 
Bandwirker

DB Buchenwald Ewald Vorsteher Geburtsdatum: 06.02.1881 in Barmen, Rheinprovinz Todesdatum: 04.03.1945 Sterbeort: Buchenwald

 

 

Vorsteher Vorname: Ewald

6.2.1881 Geburtsort: Barmen

Beruf: Bandwirker

Todesdatum: 4.3.1945 Todesursache: unbekannt

Adressangaben Jahr Straße Nr. 1933 Liegnitzer [B: Nord, D?rpfeld] 34 1945 Liegnitzer [B: Nord, Dörpfeld] 34

Gerichtsurteil 13.05.1933 14.08.1934 Sondergericht Jena 12 Mon. Gefängnis Anrath,

Religiös ( Sekten) / Heimtücke 01.01.1935

04.03.1945 Schutzhaft Exil KZ Buchenwald Frankreich Religiös ( Sekten) 

Konnte im Exil keine Arbeit finden. Ehefrau wurde durch ständige Vernehmungen bei der Gestapo ins Krankenhaus eingeliefert. Grund der Verhaftung: Hatte in Zeitschriften eine Bibel eingelegt und bot englische Zeitungen an. Wurde von franz. Behörden an Gestapo ausgeliefert

StAW - W12295; SD, Rep114/ 223.23-613; LAV, NRW RW58/410

 

Zu Ewald Vorsteher gibt es verschiedene Informationen  im Internet, die ich mit Quellenangabe hier unkommentiert aufliste.

 

http://www.manfred-gebhard.de/Vorsteher.htm

Ewald Vorsteher aus Barmen ist von historischem Interesse, da er eine Nebenrolle im Verbotserlaß gegen die Zeugen Jehovas vom 24. Juni 1933 spielt, wo er ohne „sektenkundlichen Sachverstand“ von den Nationalsozialisten genannt wird (Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium. Die Zeugen Jehovas im „Dritten Reich“, München 1999, S. 102). Über Vorsteher schreibt eine Zeitzeugin: „Er war ein sehr ehrgeiziger Charakter. Er war ein Ältester und war nicht so in Harmonie mit den Brüdern, die nach Bruder Kötitz die Leitung im Bibelhaus hatten. In den 1920er Jahren machte er sich selbständig und 1923 gab er das erste Mal den ‚Wahrheitsfreund‘ heraus. Er wurde in der Nazizeit verhaftet, nicht um seines Glaubens willen, weil die Gestapo ihn schon länger in Verdacht hatte, und sie hatten einen Bogen in der Maschine eingespannt gefunden, wo er behauptete, Göring sei der Reichsbranstifter. Daraufhin wurde er verhaftet, er kam in ein Konzentrationslager und man vermutet, er ist dort umgekommen oder aber auf dem Schiff, der Cap Arcona. Man hat nichts mehr davon gehört, […] auch der ‚Wahrheitsfreund‘ ist eingegangen“ (WTA, LB Schünke, Lore). Franz Zürcher: Kreuzzug gegen das Christentum - Moderne Christenverfolgung. Eine Dokumentensammlung. Zürich / New York 1938, S. 77.

 

 

Der vom Pol. Präs. berichtete Vorfall, der schließlich zum Verbot der Vereinigung führte, bestand darin, dass ein gewisser Ewald Vorsteher aus Barmen am 31. Mai 33 gehässige Angriffe auf den Reichskanzler gerichtet hatte und hierbei verhaftet wurde. Vorsteher war bis 1923 Bibelforscher, trennte sich 1923 von dieser Vereinigung und gründete eine eigene Bewegung, Gesellschaft der Wahrheitsfreunde genannt, deren Hauptaufgabe darin bestand, die Bibelforschervereinigung zu bekämpfen. Seine 1923 herausgegebene Zeitschrift wurde 1925 oder 1926 mangels Leser eingestellt. Er hat nach 1923 mit der Bibelforscherbewegung keinerlei Beziehung mehr unterhalten, die Vereinigung ihrerseits hatte ihn offiziell ausgeschlossen. (1923)

III.

Vorsteher wurde in Düsseldorf wegen Beleidigung der Regierung zu längerer Gefängnisstrafe verurteilt. (Aktenzeichen: 16 b KM 45/33 St. A. Düsseldorf.)

Die Gerichtsakten dürften diese unsere Erklärung ergänzen.

IV.

Das Polizeipräsidium in Wuppertal weiß, dass der seinerzeitige Bericht falsch ist. Dieses wurde mir im Polizeipräsidium anlässlich des erwähnten Besuches am 1. 10. 33 auf meine Frage hin ausdrücklich vom Leiter der politischen Abteilung bestätigt (Beine). Letzterer hat uns gesagt, dass er weiß, dass Vorsteher kein 'Bibelforscher' sei, sondern ein 'Wahrheitsfreund'.

Auf meine Frage, ob ihm bekannt ist, dass die 'Wahrheitsfreunde' mit der Bibelforscherbewegung weder identisch sind, noch mit derselben Beziehungen unterhalten, wurde bejahend geantwortet. Auf meine Bitte, den Vorfall dem preuß. Innenministerium zu berichten, legte uns dieser Beamte nahe, das Innenministerium zu bitten, einen Bericht anzufordern, den er dann geben wird. Er sagte wörtlich:

'Sie müssen veranlassen, dass das Ministerium einen Bericht in der Sache anfordert, dann werden wir die Angelegenheit nach den inzwischen getroffenen Feststellungen richtigstellen.' V.

Die Angelegenheit wurde am 5. 10. 33 dem preuß. Innenministerium (Min. Dir. Fischer) vorgetragen und es wurde gebeten, den Bericht von Wuppertal anzufordern.

VI.

Diese Sache ist das einzige konkrete Material, das zum Verbot Veranlassung gab.

 

Abschrift

Der Polizeipräsident

Wuppertal 31. Mai 1933

Betrifft Festnahme des Vorsitzenden des Internationalen Bibelforscherverbandes 'Wahrheitsfreunde' in Wuppertal-Barmen

Auf Ersuchen des Herrn Regierungspräsidenten in Stade wurde am 16. 5. 1933 in der Wohnung des Kaufmanns Ewald Vorsteher, geboren 6. 12. 1881 in Barmen, wohnhaft in Wuppertal-Barmen, Nordstr. 34, eine Durchsuchung vorgenommen. Anlässlich einer Durchsuchungsaktion bei Mitgliedern der Vereinigung 'Internationale Bibelforscher' in Buxtehude waren Briefe des Vorstehers gefunden worden, die unerhörte Beschimpfungen des Herrn Reichskanzlers und der nationalsozialistischen Bewegung enthielten. Vorsteher ist Vorsitzender des Internationalen Bibelforscherverbandes 'Wahrheitsfreunde' ...

Nach dem Tode Russells übernahm der Rechtsanwalt Rutherford, New York, diesen Verlag, was zur Folge hatte, dass einzelne Anhänger in allen Ländern der Welt in Opposition zu dieser Bewegung traten. Im September 1922 wurden in einer von etwa 100 'Geschwistern' besuchten Konferenz in Stuttgart der Verband 'Wahrheitsfreunde' gegründet, dessen Vorsitzender Vorsteher wurde.

Anfänglich gab Vorsteher eine Monatsschrift 'Die Wahrheitsfreunde' heraus, deren Druck jedoch im Jahre 1926 wegen Geldmangels eingestellt wurde. Vorsteher ging nun dazu über, von Zeit zu Zeit Zirkulare zu verfassen, die er an Mitglieder seines Bundes im In- und Auslande versandte.

Die Durchsuchung seiner Wohnung förderte eine Menge Schriften und Kopien zutage, die ungeheuerliche Verleumdungen und Beschimpfungen des Herrn Reichskanzlers der Reichsregierung und der nationalsozialistischen Bewegung enthalten. Bereits im September 1932 hat Vorsteher ein Zirkular nach New York versandt, in dem er den jetzigen Reichskanzler als 'großmäuligen und simplen Anstreichergesellen' bezeichnete. Weiter behauptet er, dass die 'Hitler-Soldaten' massenhaft in Uniform zu den Kommunisten übergelaufen und Revolten in der SA an der Tagesordnung seien. Die allergrößten und gemeinsten Verlogenheiten, welche sich eine Partei je bedient habe, würden von der Hitler-Partei angewandt, in dieser müsse der 'lebendige Satan' erblickt werden.

In einem ebenfalls nach New York gerichteten Scheiben vom 11. 3. 1933 spricht Vorsteher von dem blutrünstigen Schnauben der drei Nazi-Minister Hitler, Göring und Frick, und bezeichnet diese als 'Nero-Charaktere'. Die Absicht Görings sei, alle Kommunisten, Sozialisten und vor allen Dingen auch die Pazifisten abzuschlachten.

Es sei ein Wunder, dass nicht schon 5 Millionen und noch mehr Menschen massakriert seien. Wenn 'Jehova' nicht seine Hand über Deutschland gehalten hätte, wäre schon lange das fürchterliche Grossblutbad im Gange, welche die Menschengeschichte je gesehen habe.

Vorsteher geht dann auf die Verhältnisse in der Regierung ein und spricht von offener Feindschaft und Konflikten zwischen den nationalsozialistischen und deutschnationalen Mitgliedern. Es heisst dann wörtlich in bezug auf die Reichswehr:

'Und wenn sich die Hitlerleute und die Clique (gemeint ist der Adel und das Militär) heranmachen würden, so würde die Hitlerei in wenigen Tagen erledigt sein, wenn die hohen Militärs nur in etwa von ihrer Macht Gebrauch machen würden. In diesem Falle würden der Militärpartei wenigstens 10 Millionen Kriegs geübter Männer aus den Lagern der Sozialisten, des Zentrums usw. zur Seite stehen. Denn die 'Hitler-Machthaber' haben in den wenigen Tagen den Bogen derart überspannt, dass in diesem Falle die Militärpartei auf solche Hilfe zur Vernichtung der Hitlerei rechnen kann.'

Am 2 ds. Mts. behauptete Vorsteher in einem weiteren Zirkular, dass in Deutschland nach seiner auf Teilstatistiken aufgebauten Schätzung 150.000 unbescholtene Menschen in den Gefängnissen schmachten, weil sie international den Frieden wollen. Man habe die 'Nazis' laufen lassen, die sich die gemeinsten Mordtaten zuschulden kommen liessen und letztere als 'patriotische' Taten verherrlicht. Dagegen wurden Juden und noch mehr die Kommunisten, Marxisten und Pazifisten verfolgt und geknechtet. Die 'Judendrangsal' sei im Gensatz zu den Kommunistenverfolgungen im Auslande sicher zu gross aufgemacht worden. Sie könne aber niemals zu gross aufgemacht werden im Hinblick auf die Abscheulichkeiten, wie anständige Menschen von Gewalttätern entrechtet würden.

Vorsteher bezeichnete seine Ausführungen als 'objektive Betrachtungen'.

Die im Inland versandten Zirkulare enthalten u. a. eine Schilderung der Reichstagsbrandstiftung, die offensichtlich aus kommunistischen Flugblättern entnommen ist. Im Zusammenhang mit den von Vorsteher erwähnten Teilstatistiken über kommunistische Häftlinge ist der Verdacht begründet, dass er sein Material aus kommunistischen Quellen bezogen hat.

Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass er bewusst die kommunistischen Ideen gefördert hat, den er spricht immer wieder von dem baldigen Zusammenbruch der z. Zt. geltenden Weltordnung. Der religiöse Wahnsinn, der aus seinen schriftstellerischen Erzeugnissen spricht, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er mit seinem Anhang hochverrräterische Ziele verfolgt, die zwar hinsichtlich der Struktur der Sekte eine akute Gefahr nicht darstellen, die aber in ihrer bewusst kommunistischen Tendenz immerhin beachtlich sind. Im übrigen muss Vorsteher als das typische Beispiel eines Landesverräters bezeichnet werden."

http://bildung.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/339483x434877d/rew...

Vorerst wurde eine Ausbuergerung Vorstehers aus dem DR angestrebt. Nach dem deutschen Sieg ueber Frankreich, beantragte man die Auslieferung des Bibelforschers. Die Vichy-Regiertung lehnte schliesslich ab, weil die Auslieferungskriterien in diesem Fall nicht zutrafen. Geholfen hat es nichts. Ewald Vorsteher wurde kurzerhand verhaftet, moeglicherweise beim Versuch ueber die Hafenstadt Toulouse in die USA auszureisen. Ein Sammeltransport von Toulouse verbrtachte Vorsteher in das KL Buchenwald /Weimar.

Der Transport kam am 6. Aug. 1944 am Zielort an. Untergebracht wurde der rueckgefuehrte Emigrand auf Block 51 im "Kleinen Lager".
Vier Tage spaeter, am 10 August 1944 untersuchte der Lagerarzt die Zugaenge des Toulouse-Transportes.
Vorsteher, der schon 1933 bei seiner ersten Inhaftierung mit rheumatischen Beschwerden zu kaempfen hatte, wurde nur fuer leichte Lagerarbeit verwendungsfaehig, aber fuer dauernd nicht transportfaehig befunden. Mit dieser aerztlichen Festlegung war sein Verbleiben im "Kleinen Lager" besiegelt. Dieser Ort sollte sein Schicksal besiegeln.

 

 

Der Dreiundsechzigjaehrige kam schliesslich auf den Block 61, dem "Block des Todes"..  
Hier wurden waehrend des Sommers die Kranken einer Ruhrepidemie isoliert.
>>Ein schrecklicher Gestank herrschte im Block 61. Die ausgemergelten Krankenwaren nicht mehr faehig, sich zu bewegen, um zum WC zu gehen. Sie entlasteten sich im Bett. Deshalb hatte man Ihnen die Betten genommen.... Ungefaehr tausend Kranke, die auf dem Sterbebett lagen, wurden in diesem Block zusammengepfercht.[...] Von Januar bis in den Maerz 1945 wurden hier nichttransportfaehige Schwerkranke und Sterbende oft unmittelbar nach Ihrer Ankunft in einem Vorraum durch Phenolspritzen getoetet..<<

Info der Gedenkstaette Buchenwald
Die Schwerstkranken sollen von der Lagerfuehrung nach Januar 1945 auf Block 55 mit angeblich insgesamt 1400 Behinderten zusammengepfercht worden sein. Dies wurde fuer Ewald Vorsteher die letzte Etappe. Am 4. oder 5. Maerz 1945 ist er verstorben. Die genauen Todesumstaende sind unbekannt.

 

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