Paul Paetzel

Blumenstr. 28 Wuppertal-Elberfeld, Deutschland
gestorben: 
14. Juli 1942 KZ Sachsenhausen
Opfergruppe: 
Beruf: 
Zahndentist

 

Paul Karl Paetzel wurde am 16. Mai 1916 in Elberfeld geboren und arbeitete dort später als Zahndentist. Seine Verurteilung ist nicht bekannt. Als Rosa-Winkel-Häftling gelangte er etwa im Mai 1942 in das KZ Sachsenhausen. Dort wurden 1942 im Außenlager Klinkerwerk zahlreiche homosexuelle Männer gezielt ermordet. Paul Karl Paetzel wurde am Dienstag den 14. Juli 1942 im Klinkerwerk im Alter von 26 Jahren nach nur etwa zwei Monaten im KZ ermordet. (Rainer Hoffschildt)

Stolperstein: http://www.stolpersteine-wuppertal.de/cms/upload/PDF_Presse/2012_1114_Wu...

 

Paetzel, Paul
geb. 16.05.1916, Elberfeld
Todesdatum: 17.07.1942, AL Klinker
Häftlingsnummer(n): 42480

 

Kommentare

Wir erinnern an Karl Paul Paetzel

Karl Paul Paetzel, geboren am 16. Mai 1916 in Elberfeld (heute Wuppertal-Elberfeld), Zahndentist von Beruf, lutherischer Religion, lebte bis zu seiner Verhaftung in Elberfeld, Blumenstraße 28. Deportation in das KZ Sachsenhausen bei Berlin am 24. Mai 1942, dort Opfer einer gezielten Mordaktion gegen Homosexuelle im Sommer 1942, bei der allein im Juli und August mindestens 95 namentlich bekannte Männer umgebracht wurden. Angebliche Todesursache „Herz- und Kreislaufschwäche. Grundleiden: Ruhr“, ermordet am 17. Juli 1942
Was wissen wir von ihm?
Karl Paul Paetzel kam am 16. Mai 1916 in der elterlichen Wohnung in der Pfeilstraße 17 in Elberfeld zur Welt. Die Eltern, der Straßenbahnwagenführer Heinrich Paul Paetzel, lutherischer Religion (Elberfeld 1893 bis 1975) und die Hausfrau Mathilde Johanne Paetzel, geborene Otterbein (Elberfeld 1895 bis 1948), ehemals „Bandwirkerin“ von Beruf, katholischer Religion, heirateten am 24. Januar 1916 in Elberfeld.
Aus der Ehe ging ein zweiter Sohn hervor, Eugen Rudolf Paetzel (Elberfeld 1919 bis Rotthalmünster 1993). Dieser jüngere Bruder von Karl Paul Paetzel wurde Elektro-
techniker, heiratete 1950 in Elberfeld, aus der Ehe ging im gleichen Jahr eine Tochter hervor. Sie lebt in Wuppertal. Der Kontakt konnte hergestellt werden.
Sowohl die Großeltern von Karl Paul Paetzel väterlicherseits (der Kellner Herrmann Rudolf Paetzel und seine Ehefrau Gertrud Pauline Paetzel, geborene Spier) als auch mütterlicherseits (der Schneidermeister Johannes Otterbein und seine Ehefrau Auguste Albertine Otterbein, geborene Freund) waren in Elberfeld ansässig.
Zu einem späteren Zeitpunkt (1942) betrieb Vater Heinrich Paul Paetzel eine Gaststätte in der Blumenstraße 28. Auch Sohn Karl Paul wohnte dort. Die Eltern mussten den Tod ihres ältesten Sohnes im KZ erleben. Insbesondere die Mutter scheint den Tod ihres Sohnes nicht verwunden zu haben, sie starb bereits im Alter von 53 Jahren im Jahr 1948 an Magenkrebs.
Von Karl Paul Paetzel sind keine persönlichen Dokumente überliefert, ebenso wenig ist bekannt, wann und weshalb gegen ihn erstmals von Polizei oder Gestapo ermittelt wurde. Allerdings ist der Zeitpunkt seiner Deportation in das KZ Sachsenhausen bekannt: Die Veränderungsmeldung des KZ vom 24.5.1942 dokumentiert diese Freiheitsberaubung als Häftling Nr. 42480. Ob er, wie viele homosexuelle Häftlinge, dem gefürchteten Strafkommando im Außenlager Großziegelwerk, dem sogenannten „Klinker“ zugewiesen wurde, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Fest steht jedoch, dass man ihn als „175er“ abstempelte. Die noch folgenreichere, verschärfende Bezeichnung „BV175“ (BV = Berufsverbrecher) wurde denjenigen Männern „angeheftet“, die im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten mehr als einen Mann „verführt“ hatten. Dazu hatte SS-Reichsführer Heinrich Himmler am 12. Juli 1940 pauschal bestimmt: „Ich ersuche, in Zukunft Homosexuelle, die mehr als einen Partner verführt haben, nach der Entlassung aus dem Gefängnis in polizeiliche Vorbeugehaft zu nehmen.“
Dieser Befehl hatte zur Folge, dass Männer nach(!) Haftverbüßung nicht entlassen wurden, sondern unmittelbar in ein KZ deportiert wurden, wo sie als „Vorbeugehäftlinge“ meist zu Tode geschunden wurden. Auch Paetzel wurde zu Tode geschunden, denn als Todesursache wurde in der Sterbeurkunde aus dem KZ Sachsenhausen/Oranienburg angegeben: „Herz- und Kreislaufschwäche bei Grundleiden Ruhr“. Die Infektionskrankheit Ruhr war u.a. Folge der katastrophalen hygienischen Bedingungen in dem KZ und der Mangelernährung. Karl Paul Paetzel wurde nur 26 Jahre alt.
Nur durch Beobachtungen und die mutigen, heimlichen Aufzeichnungen von Namenslisten des Sachsenhausen-Häftlinges Emil Büge wissen wir, dass im Sommer 1942 in Sachsenhausen eine gezielte Mordaktion gegen Homosexuelle stattfand.
Dabei wurden allein im Juli 1942 insgesamt 82 heute namentlich bekannte Männer ermordet, darunter findet sich auf Seite 6 der „Büge-Liste“ an erster Stelle der Häftling Karl Paul Paetzel. Der 17. Juli 1942 war nicht nur der Todestag von Karl Paul Paetzel sondern von mind. 9 weiteren Männern, die als Homosexuelle verfolgt wurden, unter ihnen auch der 25jährige Elektriker Werner Bangert aus Duisburg (angebliche Todesursache Lungenentzündung“) und der 44jährige Volksschullehrer Heinrich Wahle aus Bochum (angeblich „auf der Flucht erschossen“).
Schätzungen gehen von 5 bis 15 Tausend ermordeten Homosexuellen in den Konzentrationslagern aus. Außerdem wurden mehr als 50.000 Männer mittels des von den Nationalsozialisten verschärften § 175 verurteilt. Auch nach 1945 setzte sich die juristische Verfolgung bis 1969 unvermindert fort, denn viel zu spät wurde erst 1969 (!!) die nationalsozialistische Fassung des §175 entschärft, damit einvernehmliche Beziehungen zwischen erwachsenen Männern straffrei. Erst im Jahr 1994 wurde der § 175 im Zuge der Wiedervereinigung insgesamt aufgehoben. Während jedoch die Urteile nach §175, die in der NS-Zeit bis Mai 1945 verhängt worden waren, im Jahr 2002 aufgehoben und die verurteilten Männer damit meist posthum rehabilitiert wurden, weigern sich Justizministerin Leutheuser-Schnarrenberger und die CDU-CSU-FDP-Regierung bis heute, diejenigen Urteile aufzuheben, die zwischen 1945 und 1969 nach demselben Naziparagraphen 175 gefällt wurden. Viele Verurteilte sind inzwischen verstorben, zahlreiche leben aber heute noch hochbetagt. Bis heute hat es für sie weder eine moralische noch finanzielle Wiedergutmachung gegeben. Dies lässt nur den Schluss zu, dass es im Lager der konservativ-liberalen Politiker immer noch starke Kräfte gibt, die eine eindeutige Abgrenzung und Distanzierung von nationalsozialistischem Denken und Handeln und von der NS-Ideologie in Bezug auf Homosexualität verhindern.
Der Stolperstein für Karl Paul Paetzel, von dem Künstler Gunter Demnig verlegt, liegt ab Freitag, den 9. November 2012, vor dem Wohnhaus Blumenstraße 28 in Wuppertal-Elberfeld. Weitere Stolpersteine in Bochum, Essen, Duisburg, Wuppertal, Remscheid zur Erinnerung an die homosexuellen Opfer sind bereits verlegt worden oder werden in den nächsten Jahren folgen. Initiative, Recherchen und Bericht zum Leben und Tod von Karl Paul Paetzel stammen von Jürgen Wenke, ehrenamtlicher Mitarbeiter des gemeinnützigen Vereins Rosa Strippe e.V., Beratungsstelle für Lesben, Schwule und deren Familien. Die Patenschaft zu dem Stolperstein hat die Ratsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen aus Wuppertal übernommen.
Für weitere Informationen: orga@rosastrippe.de

Paetzel
Blumenstraße 28

1 Stolperstein am 09.11.2012 für Herrn Karl Paul Paetzel, geb. 16.05.1916. Ermordet im Alter von 26 Jahren am 17.07.1942 im KZ Sachsenhausen. Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung Homosexueller.

http://www.stolpersteine-wuppertal.de/cms/front_content.php?idcat=46&ida...

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