August Obermeier

Haan, Deutschland
gestorben: 
17. Juni 1936 Von der Heydts Gasse
Opfergruppe: 
Beruf: 
Schlosser

516 Obermeier August Mord/Selbstmord Gestapo 17.06.1936

Frau wurde bis zur ihre Wiederverheiratung von Gestapo "verfolgt und beobachtet". W 11883, 76857; GSTAH, 2797-2798; 15774-15873

Persönliche Daten Familienname: Obermeier Vorname: August Geschlecht: m Geburtsdatum: 21.8.1903 Geburtsort: unbekannt Beruf: Schlosser Todesdatum: 17.6.1936 Todesursache: Mord / Suizid Gestapo

1933 Casella [B: Bruder] 3 Angaben zur Mitgliedschaft in Organisationen Organisation Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) Angaben zur Verfolgung Beginn Ende Gericht Urteil Art Ort Grund 19.09.1933 16.06.1935 Oberlandesgericht Hamm 21 Mon. Entlassung Schutzhaft Zuchthaus KZ

Kemna Remscheid-Lüttringhausen, Zuchthaus Politisch / Vorbereitung zum Hochverrat 07.06.1936 17.06.1936 Oberlandesgericht Hamm Untersuchungshaft Wuppertal, Polizeigef?ngnis Politisch / Vorbereitung zum Hochverrat

 

August Obermeier wurde am 21. September 1903 als uneheliches Kind in Haan geboren. Seine Mutter heiratete später einen Arbeiter, der den Sohn adoptierte. Obermeier absolvierte die Volkschule. Nach einer Lehre fand er eine Anstellung als Schlosser bei den Stadtwerken. 1929 heiratete er seine Frau Martina, nur wenig später wurde der Sohn Siegfried geboren. Obermeier trat in die KPD ein und engagierte sich in den Wahlkämpfen 1932. Am 13. Februar 1933 wurde er bei den Stadtwerken entlassen. Obermeier engagierte sich nun in der illegalen Widerstandsarbeit. Er verfasste u.a. im Namen der RGO Flugblätter und druckte sie. Im September 1933 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat festgenommen und im Konzentrationslager Kemna und im Gefängnis Bendahl inhaftiert. Am 12. April 1934 verurteilte das OLG Hamm Obermeier zu einer Zuchthausstrafe von 19 Monaten, die er bis zum 30. April 1934 im Zuchthaus Lüttringhausen absaß. Wieder in Freiheit, fand er Arbeit als Schlosser bei den Schwelmer Eisenwerken und nahm auch die illegale Arbeit sofort wieder auf. Obermeier wurde von Walter Sander als Stadtteilleiter für Wuppertal-Barmen eingesetzt. Er wurde technischer Leiter und arbeitete im Dreierkopf der KPD mit.1

Bei August Obermeier ist die Todesursache nicht eindeutig zu klären. Obermeier wurde am 8. Juni 1936 verhaftet. Am 17. Juni 1936 wurde er erhängt aufgefunden. Die Gestapo berichtete über die Umstande seines Todes: „Besondere Maßnahmen sind gegen Obermeier nicht angewendet worden. Er legte vielmehr am Tage nach seiner Festnahme freiwillig ein Geständnis ab. Danach hat er u.a. auch im Schwelmer Eisenwerk, wo er beschäftigt war, erfolgreiche illegale Arbeit geleistet. Am 17.6.1936 gegen 6.55 Uhr wurde Obermeier von dem Oberwachtmeister der Schutzpolizei, Pahlke, in seiner Zelle erhängt aufgefunden. Obwohl er noch schwache Lebenszeichen von sich gab, waren Wiederbelebungsversuche ohne Erfolg. Offenbar hat Obermeier lediglich wegen der zu erwartenden Strafe Selbstmord verübt. Diese Annahme ist umso wahrscheinlicher, als nachträglich festgestellt wurde, dass er außerdem noch im AM-Apparat tätig war und Berichte aus dem heereswichtigen Betrieb der Schwelmer Eisenwerke nach Holland weitergeleitet hat. Obermeier wusste, dass diese Tatsache den vernehmenden Beamten bekannt war. Die Leiche ist sofort durch einen Beauftragten der Staatsanwaltschaft sowie durch den Polizeiarzt besichtigt worden. Es wurde einwandfrei Selbstmord festgestellt. Aus diesem Grunde hat die Staatsanwaltschaft von der Stellung eines Antrages auf Leichenöffnung abgesehen.“1 Sein Parteigenosse Richard Hölterhoff unterstützte in einem Interview aus dem Jahr 1980 die Selbstmordthese: „Bei dem Prozess brachte sich August Obermeier selbst um, um nicht schwach und weich zu werden.“2 Paul Dollmann berichtete 1947 in einer Aussage hingegen: „Bei einer anderen Vernehmung wurde ich im Keller einem August Obermeier gegenübergestellt. Obermeier war mir durch meine illegale politische Tätigkeit bekannt und man wollte etwas über meine Verbindung zu Obermeier wissen. Bei dieser Vernehmung waren (…) Peters, Zimny, Schüttler, Pedrotti und Brosig dabei. Man sagte mir (…), dass Obermeier aufgehängt würde und ich dafür die Verantwortung trüge, wenn ich keine Aussagen machen wolle. Peters legte dann dem August Obermeier einen Strick um den Hals, der über einen Balken gelegt war und zog daran den Obermeier hoch. Er zog langsam hoch und ließ ihn langsam wieder herunter. Ich wurde dabei von den anderen Beamten geschlagen und getreten. Peters zog den August Obermeier dreimal hoch, ich weiß genau, dass es Peters war, der diese Misshandlung vornahm. Ich verlor dann das Bewusstsein und als ich vorübergehend zu mir kam, lag ich auf dem Boden quer über Obermeier. Die Hände Obermeiers waren in einer verkrampften Stellung. Ich konnte in sein Gesicht sehen, er hatte die Augen weit offen und sie waren starr. Wenn ich mir heute diesen Augenblick in Erinnerung rufe, so muss ich sagen, dass Obermeier, als ich über ihm lag, schon tot war, obgleich ich damals nicht daran gedacht habe. Ich verlor aber auch wieder das Bewusstsein, und als ich erwachte, lag ich allein in meiner Zelle.“3 1

 

Bericht Gestapa Berlin vom 30.7. 1936 an Gestapo Düsseldorf, BArch B; ST 3/781; StAW AfW, W-11883, 76857; StAM, Nr. 2797-2798; 15774-15873; Obermeyer-Dohm, Susanne: August Obermeier (1903-1936), in: ebd. 14, 1984, S. 59-63. 2 Gespräch mit Richard Hölterhoff vom 5.2.1980,VVN-Archiv Wuppertal. 3 Aussage von Paul Dollmann vom 27.5.1947, LAV NRW HSA, Rep. 240 Nr. 56. 1 Vgl. Obermeyer-Dohm, Susanne: August Obermeier, in: Birker, Gerhard u.a. (Red.): Wuppertaler Biographien. 14. Folge, Wuppertal 1984, S. 59-63.

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