Theodor Plaut

Karlsbad, Deutschland
gestorben: 
15. November 1938 Wuppertal
Opfergruppe: 
Beruf: 
Arzt

Suizid nach der Reichskristallnacht

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Dr. med. Theodor Plaut

Geboren

27.09.1874 in Karlsbad (Böhmen)
Gestorben

15.11.1938 in Wuppertal
Nationalität
deutsch
Konfession
israelit.

Chronik
Notizen

27.09.1874
Geburtsdatum

Der engagierte Frankfurter Arzt und SPD-Kommunalpolitiker Dr. med. Theodor Plaut wurde am 27. September 1874 als Sohn von Dr. phil. Rudolf Plaut (1843-1914) und seiner Frau Rosa geb. Glans in Karlsbad (Böhmen) geboren. Der Vater wurde 1883 zum Rabbiner der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main gewählt.

1923 - 1933
AdministrationDr. Christ'sches Kinderhospital

1923 wurde Theodor Plaut in die Administration des Dr. Christ´schen Kinderhospitals berufen. Nach 10-jähriger Tätigkeit wurde er 1933 aus ungeklärten Gründen entlassen.

1928 - 1933
Kommunalpolitisches Engagement

Von 1928 bis 1933 wirkte Theodor Plaut als Frankfurter Stadtverordneter (Sozialdemokratische Partei).

15.11.1938
Todestag

Am 15. November 1938 starben Theodor Plaut und seine zweite Frau Elly Plaut verw. Friedländer unter nicht ganz geklärten Umständen in Wuppertal. Offenbar hatte sich das jüdische Ehepaar aus Furcht vor einer Verhaftung nach den Novemberpogromen das Leben genommen.

Der Autor Dr. Theodor Plaut, geb. 1874 in Karlsbad/Böhmen, mosaischen Glaubens, war Arzt und von 1928 bis 1933 Stadtverordneter der SPD in Frankfurt am Main. Plaut beging am 15. November 1938 Selbstmord. Plauts 1913 erschienenes Buch „Der Gewerkschaftskampf der deutschen Ärzte“ thematisiert die gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen der deutschen Ärzteschaft aus sozialdemokratischer Sicht.

http://www.wz-newsline.de/lokales/wuppertal/stadtteile/elberfeld-mitte-w...

„Stolperstein“: Gedenken an Familie Plaut

Von Sibylle Lietz

An das jüdische Ehepaar Dr. Theodor und Elli Plaut erinnert die Aktion „Stolpersteine“ Am Forsthof 21.
Bewegende Momente der Erinnerung: Zum Gedenken an das Ehepaar Dr.Theodor und Elli Plaut versammelten sich an der ehemaligen Familienadresse Am Forsthof 21 jetzt Dr. Ute Otten, Yoav Alon, Jimena Klemp, Manfred Brusten, Uri Alon und Gabriele Mahnert. (v.l.n.r.).
Bewegende Momente der Erinnerung: Zum Gedenken an das Ehepaar Dr.Theodor und Elli Plaut versammelten sich an der ehemaligen Familienadresse Am Forsthof 21 jetzt Dr. Ute Otten, Yoav Alon, Jimena Klemp, Manfred Brusten, Uri Alon und Gabriele Mahnert. (v.l.n.r.). Uwe Schinkel

Bewegende Momente der Erinnerung: Zum Gedenken an das Ehepaar Dr.Theodor und Elli Plaut versammelten sich an der ehemaligen Familienadresse Am Forsthof 21 jetzt Dr. Ute Otten, Yoav Alon, Jimena Klemp, Manfred Brusten, Uri Alon und Gabriele Mahnert. (v.l.n.r.).

Elberfeld. Eine ganze Gruppe hat sich Am Forsthof 21 versammelt, um mit der Verlegung der Stolpersteine an das jüdische Ehepaar Dr. Theodor Plaut und Elli Plaut zu erinnern.

Die Urenkel der Familie, Yoav Alon und Uri Alon, reisten zu diesem Anlass aus Israel nach Wuppertal. Sie trugen ein Gedicht von Else Lasker-Schüler vor und gedachten nicht nur ihrer Verwandten, sondern auch des Schicksals vieler Opfer.

Bedeutsame ehemalige Adresse: Am Forsthof 21

Der Weg des jüdischen Ehepaares zeigt die Tragik der Verfolgung durch das Nazi-Regime, denn am 15. November 1938 wählten Dr. Theodor Plaut und seine Ehefrau Elli den Freitod, um den Nazis zu entgehen.

Schon die Adresse Am Forsthof 21 ist für die Verfolgung der Juden in Wuppertal ein besonderer Ort: Das Haus war seit dem 19. Jahrhundert im Besitz von Elli und Gustav Katzenstein und wurde ab 1938 ein Ort der Nazis, um Wuppertaler Juden vor ihrer Flucht oder Deportation zusammenzuferchen. Dr. Theodor Plaut, wurde am 1834 in Karlowy Vary (Böhmen) geboren. Er studierte Medizin und war als Arzt in Berlin, Gießen und Zürich tätig. Bis zur Machtübernahme der Nazis war er politisch tätig und engagierte sich als Mitglied der im Frankfurter Ärztlichen Verein und im Verein sozialistischer Ärzte. Als Mitglied der SPD wurde er 1928 in die Frankfurter Stadtverordneten Versammlung gewählt und war Mitglied im großen Rat der Frankfurter Universität. Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde er verhaftet und aus allen Ämtern vertrieben. Gemeinsam mit seiner ersten Frau Meta gelang ihm die Flucht in die USA. Diese schwer erkrankt, wünschte sich in Frankfurt begraben zu werden und so kehrten die Eheleute nach Deutschland zurück, wo Meta 1934 starb.

Plaut lernte in Wuppertal Elli Katzenstein kennen. Ihr verstorbener Mann Gustav war bis zu seinem Tod 1930 Inhaber einer Wuppertaler Kleiderfabrik an der Hofaue 46. Nach seinem Tod wurde Elli Katzenstein Mitinhaberin, aber im November 1938 wurde die Firma „arisiert“ und die Witwe verlor alles. Am 19. Oktober 1938 heirateten Dr. Theodor Plaut und Elli Katzenstein. Nach vergeblichen Versuchen, sich in Wuppertal oder Hamburg vor der Gestapo zu verstecken, wählten die Eheleute am 15. November 1938 den gemeinsamen Freitod und wurden auf dem jüdischen Friedhof Weinberg in Elberfeld begraben.

Plaut
Am Forsthof 21

2 Stolpersteine am 10.12.2013 für Familie Plaut. Dr. Theodor Plaut, geb. 27.09.1874, 64 Jahre alt; Elli Plaut, geb. 24.10.1884, geb. Frieländer, verw. Katzenstein, 54 Jahre alt. Um weiterer Verfolgung und weiteren Schikanen zu entgehen, entschied sich das Ehepaar am 15.11.1938 für die Flucht in den Tod.

Fragmentarische Lebensdaten der Eheleute Plaut

Die Adresse „Am Forsthof 21“ ist für die Verfolgung der Juden in Wuppertal während des ‚Dritten Reiches’ ein besonderer Ort; denn Am Forsthof 21 war nicht nur schon seit vielen Jahren Eigentum (Elternhaus und Grundbesitz) von Gustav und Elli Katzenstein, sondern wurde ab etwa 1938 schließlich auch missbraucht, um Wuppertaler Juden – meist Verwandte der Familie Katzenstein vor ihrer Flucht oder Deportation zusammen zu pferchen. Dazu gehören, soweit wir heute wissen, das Ehepaar Ernst Meyer und Edith Eichenberg geb. Katzenstein (zuvor Cäcilienstr. 4), Sally und Helene Emmerich geb. Feidelberg (zuvor Irenenstr. 3), Heinrich Schwarz und Dorette Rosenbaum (Mutter des Geschäftspartners der Katzensteins: Ernst Rosenbaum). So wurde Am Forsthof 21 für viele zur ‚letzten Adresse’ in Wuppertal, nachdem sie ihre ‚eigene Wohnung’ hatten verlassen müssen. Am Forsthof 21 war schließlich auch die ‚letzte Adresse’ der jungvermählten Eheleute Dr.Theodor Plaut und Elli geb. Friedländer, die Witwe des bereits 1930 verstorbenen Gustav Katzenstein.

Dr. Theodor Plaut
Über Theodor Plaut war in Wuppertal bis vor kurzem nur wenig bekannt, bis die Stolperstein-Initiative von Frankfurt uns ihre bisherigen Recherche-Ergebnisse auf der Basis von Unterlagen aus dem Jüdischen Museums in Frankfurt zur Verfügung stellte. Danach wurde Theodor Plaut am 27.09.1874 in Karlsbad (heute Karlowy Vary) in Böhmen geboren. Sein Vater, Dr. Rudolf Plaut (geb. am 31.1.1843 in Mackenzell bei Fulda und später Dr. der Philosophie), wurde 1883 zum Rabbiner der liberalen, jüdischen Gemeinde in Frankfurt gewählt. Seine Mutter hieß Rosalie, wurde am 23.6.1851 in Buk, Kreis Graetz (Posen) geboren und trug den Mädchennamen Glans.

Nach dem Abitur studierte Theodor Plaut Medizin an den Universitäten in Berlin, Würzburg, Freiburg/Br. und München, wo er die Approbation zum Arzt erlangte und mit seiner wissenschaftlichen Arbeit über „Cerebrale Apoplexien und Embolien“ promoviert wurde.
Er arbeitete als Assistenzarzt an der Ersten Medizinischen Klinik in Berlin, in der Medizinischen Universitätsklinik in Gießen und am Kantonshospital in Zürich.1899 ließ er sich als Spezialist für Stoffwechselkrankheiten in eigener Praxis in Frankfurt nieder. Während des Ersten Weltkrieges war er Militärarzt.

Bis zur Machtübernahme des NS-Regimes am 30. Januar 1933 war Dr. Theodor Plaut umfangreich politisch und standespolitisch tätig. Er war Mitglied im Frankfurter Ärztlichen Verein und im Verein Sozialistischer Ärzte. Als Mitglied der SPD wurde er 1928 in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gewählt und war als Vertreter der SPD-Fraktion Mitglied im Großen Rat der Frankfurter Universität. Nur einen Monat nach der Machtübernahme des NS-Regimes, im Februar 1933, wurde er verhaftet. In kurzer Zeit wurde er aus allen Ämtern vertrieben.

Zusammen mit seiner ersten Ehefrau Meta, geborene Plaut, gelang ihm die Flucht in die USA. Dort erkrankte seine Frau schwer. Aufgrund ihrer Bitte, in Frankfurt beerdigt zu werden, kehrten die Eheleute nach Deutschland zurück, wo Meta Plaut 1934 verstarb.

Der Versuch, in Frankfurt eine kleine Privatpraxis in der Wohnung einer befreundeten Kinderärztin zu etablieren, scheiterte. 1938 wurde Dr. Theodor Plaut die Approbation als Arzt entzogen. Er konnte nunmehr seinen Beruf nicht mehr ausüben.

Am 19.10.1938 heiratete er in Wuppertal in zweiter Ehe die verwitwete Elli Katzenstein, geborene Friedländer. Ihre Trauzeugen waren der in Wuppertal bekannte Kaufmann Ernst
Eichenberg und dessen Ehefrau Edith geb. Katzenstein, die beide Anfang 1939 mit ihrem Sohn Hans-Kurt nach Palästina flohen und dort den Holocaust überlebten.

Die kurze Ehe der Plauts endete jedoch tragisch. Nach der sogenannten „Reichskristallnacht“, am 9. November 1938, flüchteten die Eheleute angeblich zunächst kurzfristig nach Hamburg zu Verwandten oder Freunden. Doch als ihnen auch dort offenbar weder Schutz noch Sicherheit geboten werden konnte, kehrten sie nach Wuppertal zurück.

Dr. Theodor Plaut hatte aus erster Ehe zwei Kinder, die glücklicherweise den Holocaust überlebten. Einen Sohn, Richard Plaut, dem 1933 die Flucht in die Schweiz gelang und der 1938 in die USA emigrierte. Dort wurde er unter dem Namen Richard Plant als Schriftsteller und Kritiker bekannt. Auch der Tochter von Theodor Plaut (Vorname und Lebensdaten sind derzeitig nicht bekannt) gelang über die Niederlande die Flucht in die USA.

Elli / Elly Plaut, verw. Katzenstein, geborene Friedländer
Elli / Elly Plaut war die zweite Ehefrau von Dr. Theodor Plaut. Elli Friedländer wurde am 24.10.1884 in Essen als Tochter der Eheleute Isidor (geb. 1845) und Regina (geb.1856) Friedländer geb. Levi in Essen geboren. Der Vater war Kaufmann.

In erster Ehe war Elli Friedländer mit Gustav Katzenstein (geb. am 11.09.1867 in Gladbach, Eheschließung am 1.4.1909 in Essen, gest. am 24.08.1930 in Wuppertal–Elberfeld), verheiratet.

Die Eheleute Katzenstein hatten zwei Kinder: den Sohn Hans, geb. am 20.01.1913 in Elberfeld, verheiratet mit Lilo Sternberg. Beide konnten dem Holocaust durch Flucht in die USA entkommen. Die Tochter Edith, geb. am 2. 2.1910 in Elberfeld, verheiratet mit Ernst Eichenberg, geb. am 20.2.1902 in Eschwege, die ebenfalls beide dem Holocaust entgingen durch ihre Flucht nach Palästina.

Gustav Katzenstein war bis zu seinem Tod im Jahre 1930 Inhaber einer von ihm gegründeten Kleiderfabrik zur Herstellung von Herren- u. Burschenkleidung, die sich schon seit 1914 auf der Hofaue 46 befand. Nach seinem Tod wurde die Witwe Elli Mitinhaberin der Bekleidungsfirma, die nun im Handelsregister als Firma Wwe. Elli Katzenstein und E. Rosenbaum als offene Handelsgesellschaft eingetragen war. Die Firma wurde im November 1938 „arisiert“. Das Maschineninventar und das Warenlager wurden von der „arischen“ Herrenkleiderfabrik Erich Cramer KG übernommen. Erich Cramer war langjähriger Mitarbeiter und seit 1926 Prokurist der Firma ‚Katzenstein und Rosenbaum gewesen. Die „Arisierung“ erfolgte daher durch einen sogenannten „Freundschaftsvertrag“.

Elli Katzenstein heiratete dann 8 Jahre später in zweiter Ehe am 19.10.1938 Dr. Theodor Plaut, einen standespolitisch und kommunalpolitisch stark engagierten Arzt aus Frankfurt, der durch seine Aktivitäten in der Weimarer Republik außerordentlich gefährdet war und dem
jeder Zeit eine erneute Verhaftung drohte.

Gemeinsame Flucht in den Tod
Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, in Wuppertal und Hamburg sich vor der Gestapo bei Verwandten oder Freunden zu verstecken, wählten die Eheleute am 15. November 1938 die Flucht in den Tod, um weiterer Verfolgung zu entgehen. Sie wurden auf dem Jüdischen Friedhof „Am Weinberg“ in Elberfeld begraben.

Quellen:
Professor Dr. Manfred Brusten, „Jüdische Bürger Wuppertals zur Zeit des „Dritten Reiches“, Gedenkbuchprojekt, Datenerhebung 1997 bis 2013

Hinrich Heyken: Die Hofaue – das Textil-Großhandelszentrum in Elberfeld,
Verlag H-J. Momberger, Wuppertal 2013
(zu Kleiderfabrik Gustav Katzenstein siehe S. 200-202)

Zusammengestellt von Dr. Ute Otten und Prof. Dr. Manfred Brusten, Wuppertal

http://www.stolpersteine-wuppertal.de/cms/front_content.php?idcat=46&ida...

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