Artur Witte

Wuppertal-Barmen, Deutschland
gestorben: 
29. марта 2024 Jugoslawien
Opfergruppe: 
Beruf: 
Partei-Sekretär

Arthur Witte wurde am 22. Dezember 1903 in Barmen geboren. Sein Vater Emil Witte war ein langjähriger Funktionär der Arbeiterbewegung. Witte studierte Volkswirtschaft an der Universität Kiel und an der Berliner Hochschule für Politik. 1932 verließ er die Hochschule ohne Abschluss und wurde hauptamtlicher Sekretär der KPD in Hamburg Wandsbeck. Im Mai 1933 wurde Witte verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Haftstrafe von zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus Neumünster verbüßte. Nach seiner Haftentlassung kehrte er nach Wuppertal zurück. Zusammen mit seinem Vater wurde er am 8. Juni 1936 erneut verhaftet, weil er den Moskauer Rundfunksender abgehört und die Nachrichten weiterverbreitet hatte. Dafür wurde er 1937 im Prozess „Bruckner u.a.“ zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Juli 1943 zog die Wehrmacht Witte direkt aus der Strafanstalt in das Bewährungsbataillon 999 ein. In  Volos (Griechenland) gehörte Witte zur Leitung einer illegalen Gruppe in seinem Bataillon, das in Zusammenarbeit mit griechischen Partisanen, der Volksbefreiungsarmee (ELAS) einen Aufstandsplan ausarbeitete, der aber wegen Verrats nicht ausgeführt werden konnte. Witte lief zu den griechischen Partisanen über und schloss sich dem im August 1944 im Hauptquartier der ELAS gegründeten „Antifaschistischen Komitee Freies Deutschland“ (AKFD) an. (www.gewerkschaftsprozesse.de) Die Ende 1944 in Griechenland gelandeten britischen Truppen betrachteten die deutschen Überläufer als Kriegsgefangene und transportierten sie nach Nordafrika. Um einer Gefangenschaft zu entgehen, brach eine Gruppe von AKFD-Mitgliedern, der Witte angehörte, nach Jugoslawien auf. Hier erlitt die Gruppe ein tragisches Schicksal. Obwohl mit Ausweispapieren der ELAS versehen, wurden sie in ein Kriegsgefangenenlager gebracht und wegen „Meuterei“ erschossen. (www.gewerkschaftsprozesse.de)

 

Zuschrift von Werner Wüste:
Dass Artur Witte und mein Vater Freunde waren, habe ich schon mitgeteilt. In Ihrem Buch über die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse zitieren Sie aus einem Schreiben der Gestapa Berlin, "... Anfang des Js. war Witte in Berlin und wollte als Zuhörer ..." usw. (S. 288); ob er das getan hat, weiß ich nicht. Tatsache ist, dass er bei uns zu Besuch war, Neue Bahnhofstr. 2 Nähe S-Bhf. Ostkreuz, jedenfalls am 6. Februar, als mein Vater von der Gestapo verhaftet wurde. Artur wurde ebenfalls verhaftet bzw. festgenommen, musste aber nach einigen Tagen entlassen werden.

Am 25.Februar 36 schrieb mein Vater: "... Atze wird ja auch entsprechend informieren. Wann fährt er wieder ab? Ich sehe ihn noch aus seiner Zelle schlüpfen wie ein aufgeschrecktes Mäuschen, so spitz und grau war sein Gesicht. Natürlich kriegt er mein Rad. Schon wegen der 8 Tage, die er sich durch mich eingehandelt hat." Also hat ihn die Gestapo bis etwa 14. Februar festgehalten.
Ergänzen kann ich die Nachricht von seinem Tod. Es könnte 1948 oder 1949 gewesen sein, dass ein mir unbekannter Besucher meinem Vater folgendes erzählte: Mit einer Gruppe ehemaliger 999er, die auf der Seite der griechischen Partisanen gekämpft hatten, hatte Artur W. sich auf den Fussmarsch nach Hause gemacht. In Kroatien wurde die Gruppe beim Wiederaufbau einer Brücke eingesetzt, die von der fliehenden Nazi-Armee gsprengt worden war. Während, sehr zu ihrem Unmut, zurückflutende Landser unbehelligt passierten. Die Gruppe schickte Artur und einen weiteren Genossen zu einem übergeordneten Stab, die Sache zu klären. Trotz Mahnung ließen die Zurückbleibenden sich provozieren und wurden eingesperrt. Dann die Zurückgekehrten ebenfalls. Alle wurden am Folgetag erschossen. - - - Woher die Information oder Vermutung stammt, es seien USTASCHA-Leute gewesen, die Artur Witte und die anderen erschossen haben, weiß ich nicht."

 

 

Gruppe:

politisch Verfolgte

Geboren:
22.12.1902
Wuppertal-Barmen

Германия
Gestorben:

08.05.1945

1541 Witte Arthur Front Strafeinheit 08.05.1945 Studierte Volkswirtschaft an der Hochschule für Politik in Berlin und in Kiel. War dann Sekretär der KPD in Hamburg Wandsbeck. Lief mit 20 weiteren 999 in Griechenland über und wurde dabei ermordet. W12385, 77873; GSTAH, 9592-9661;

 

 

Datenbank NS-Verfolgung Wuppertal

Familienname: Witte
Vorname: Arthur
Geschlecht: m
Geburtsdatum: 22.12.1903
Geburtsort: Barmen
Beruf: Parteisekret?r
Todesdatum: 8.5.1945
Todesursache: unbekannt
Adressangaben

Jahr Straße Nr.
1936 Rüben (B) 7
1945 Friedhof (B) 10
Angaben zur Mitgliedschaft in Organisationen

Organisation Funktion
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) Sekretärr
Angaben zur Verfolgung

30.06.1933 30.06.1935 Kammergericht Berlin

24 Mon. Gefängnis Politisch / Vorbereitung zum Hochverrat

02.06.1936  Oberlandesgericht Hamm 96 Mon.  verurteilt in den Wuppertaler Gewerkschaftsprozessen.Zuchthaus
Militärische Strafeinheiten

 

Bewährungseinheiten“ der Wehrmacht

Eine ganze Reihe von Protagonisten der Wuppertaler, Velberter und Remscheider Widerstandsgruppen wurde ab 1943 in die „Bewährungseinheiten“ der Wehrmacht und Waffen SS gezwungen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Personen, die aus politischen Gründen oder aufgrund krimineller Delikte zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden waren, nicht wehrwürdig und konnten der Einziehung zur Wehrmacht entgehen. Die Wehrwürdigkeit war diesem Personenkreis aberkannt, sie konnte aber auf dem „Gnadenwege“ wiederhergestellt werden. Mit Beginn des Krieges stellten zahlreiche ehemalige politische Gefangene Anträge auf Wiedererlangung der Wehrwürdigkeit; meist auf Druck der NSDAP, in einigen Fällen auch freiwillig. In der Wehrmacht unterstanden sie einer besonderen Kontrolle und wurden in einigen bekannten Fällen bewusst zu gefährlichen Aktionen eingesetzt.

Aufgrund der hohen Verluste der deutschen Wehrmacht an der Ostfront 1941/42 wurden ab Oktober 1942 „Wehrunwürdige“ in größerer Zahl einberufen und in geschlossenen

Sondereinheiten zusammengefasst. Das Oberkommando der Wehrmacht verfügte im Oktober 1942 die Aufstellung der Bewährungstruppe 999 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg/Schwäbische Alb. Ein Drittel der etwa 28.000 Soldaten der „999er“, die bis September 1944 eingezogen wurden, war politisch vorbestraft. Knapp zwei Drittel von ihnen hatten ihre Strafe bereits verbüßt, während ein Drittel direkt aus den Strafanstalten rekrutiert wurde. Aus der untersuchten Region sind namentlich 68 „999er“ bekannt. Aus den Gewerkschaftsprozessen waren u.a. Karl Ibach, Paul Reichstein, Hans Höffken, Julius Pöhler, Artur Rau, Hans Salz und Alexander Judick eingezogen worden.

Die „999er“ wurden zunächst in Afrika und dann vorwiegend in Griechenland und auf dem Balkan eingesetzt, wo sie als Besatzungstruppe und Küstensicherung fungierten.

Bei den „999ern“ herrschte eine rigide Disziplin. Bis Oktober 1944 wurden aus „Abschreckungs- und Erziehungsgründen“ 65 Todesurteile vor der versammelten Truppe vollstreckt. Wegen ihrer politischen Unzuverlässigkeit galt die Kampfkraft der 999er als gering und besonders in Griechenland und auf dem Balkan liefen trotz der starken Repressionen viele „999er“ zu den Partisanen über, unter ihnen die Wuppertaler Hans Dallmann, Herbert Bergmann in Jugoslawien, Arthur Gehlen in Albanien und Arthur Witte, der an führender Stelle an einem gescheiterten Aufstandsversuch der 999er in Volos beteiligt war.1

Für viele „999er“, die in alliierte Gefangenschaft geraten waren, war die Leidenszeit noch nicht vorbei. Denn in einigen Lagern wurden sie massiv von der deutschen Lagerleitung und ihren „Kameraden“ als „Vaterlandsverräter“ terrorisiert.2

Sehr belastend war für die Antifaschisten auch die lange Kriegsgefangenschaft. So wurde Wilhelm Schlich bis 1947 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft festgehalten. Die „999er“, die in Nordafrika in Gefangenschaft gerieten, blieben zum Teil bis 1947 in Haft und wurden in Lagern in den USA und Ägypten gefangen gehalten Auch Karl Ibach, der mit einer etwa 120 Mann starken Gruppe von übergelaufenen „999ern“ über Bulgarien in die sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten war, wurde unter schlimmsten Lebensbedingungen in der Sowjetunion bis 1947 festgehalten. „Die Menschen, die als Widerstandskämpfer (…) lange Jahre in nationalsozialistischen Zuchthäusern und Konzentrationslagern geschmachtet hatten und die noch in letzter Stunde in den berühmt-berüchtigten Verbänden 999, 500, Dirlewanger usw. gepresst wurden, “3 wurden zum Teil in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft barbarisch behandelt. In Jugoslawien wurde eine große Gruppe „999er“ wegen Ungehorsam erschossen, unter ihnen der Wuppertaler Arthur Witte.

1 Vgl. Dallmann, Hans: „Lose Tagebuchblätter eines Arbeiters: Den Toten Freiheitskämpfern der Heimat zum Gedächtnis und den Lebenden zur Mahnung und Ansporn! Mit Illustrationen vom Verfasser. Geschrieben in Gefängnissen; K.Z.Lager; Zuchthaus; Arbeitslager; bei den 999ern; bulgarischer und russischer Gefangenschaft“, Herbst 1947, StAW, Nachlass Sozialistische Arbeiterjugend, NDS Nr. 148. Klausch, Hans –Peter: Die Geschichte der Bewährungsbataillone 999 unter besonderer Berücksichtigung des antifaschistischen Widerstandes, 2 Bd., Köln 1987; Klausch, Hans-Peter: Die 999er. Von der Brigade "Z" zur Afrika-Division 999: Die Bewährungsbataillone und ihr Anteil am antifaschistischen Widerstand, Frankfurt a.M. 1986; Klausch, Hans-Peter: Die Bewährungstruppe 500. Stellung und Funktion der Bewährungstruppe 500 im System von NS-Wehrmacht, NS-Militärjustiz und Wehrmachtstrafvollzug. Darstellung und Dokumentation, Bremen 1995; Burkhardt, Hans u.a. (Hrsg.) Die mit dem blauen Schein. Über den antifaschistischen Widerstand in den 999er Formationen der faschistischen deutschen Wehrmacht (1942 bis 1945), Berlin (Ost) 1986. Zu Bergmann: StAW AfW, W-11026; LAV NRW HSA, RW 58, Nr. 24997; StAM, Nr. 9592-9661.

2 Vgl. StAM, Nr. 8962-8976 E, 9011/8977-8984 (V); 9008-9009 W, 9010 St. Prozess Bleiwass zu 4 Jahren Zuchthaus. Wilhelmine und Josef Schlich: Erlebte Geschichte. Am eigenen Leib erfahren, was politischer Fanatismus ist. In: Graue Panther, Februar 1984.

3 Ibach, Karl: Vom KZ-Häftling zum Kriegsgefangenen. Das tragische Schicksal deutscher Widerstandskämpfer in Russland, in Freiheit und Recht, 1980 (26.), Nr. 1, S.7.

 

Quellenhinweise:

 

1) Irene Dittrich: Die "Revolutionäre Studentengruppe" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (1930-1933).
 
2) Der Spiegel. Mittwoch 28. Februar 1951
 
3) Die mit dem blauen Schein von Burkhardt, Erxleben und Nettball, 1980.

 

 

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