Hugo Ebbinghaus

Remscheid-Lüttringhausen, Deutschland
gestorben: 
1. August 1945
Beruf: 
Bandwirker

 

HStAD, RW 58/17063; GSTAH, Fiche Nr. 0194.

 

http://www.gewerkschaftsprozesse.de/index.php?area=4&sub=77&tres=116

Die Knöchel-Gruppe Wuppertal war eines der Zentren der „Knöchel-Organisation“, die nach Wilhelm Knöchel benannt war, der 1942 versuchte, eine neue Inlandsleitung der KPD in Deutschland aufzubauen. Im Rhein-Ruhrgebiet sorgten Instrukteure für Quartiere und Kontakt zu alten Gruppen in Bergwerken und Rüstungsbetrieben. Ein Schwerpunkt dieser Organisation war Wuppertal, Düsseldorf und Solingen mit den Kontaktleuten Willi Seng und Alfons Kaps. 1 Im Februar 1942 erschienen erstmals Flugblätter unter dem Titel „Der Friedenskämpfer“. Knöchel und seine Mitstreiter propagierten die „rasche Beendigung des Krieges mit einem ehrenvollen Frieden.“ „Der Friedenskämpfer“ thematisierte im Juni 1942 erstmals die Massenerschießungen von Zivilisten in der Sowjetunion, machte das Massensterben der russischen Kriegsgefangenen bekannt und orientierte auf Zusammenarbeit mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Die Verfasser riefen die Soldaten der Wehrmacht auf, sich nicht am Vernichtungskrieg zu beteiligen: „Macht Schluss mit dem verbrecherischen Eroberungskrieg. Hört nicht auf eure Offiziere. Schießt nicht auf die russischen Arbeiter und Soldaten. (…) kehrt eure Waffen um, gegen den Feind im eigenen Land, gegen Hitler und seine Mörderregierung. Geht mit den Waffen auf die Seite der Roten Armee über.“2 Mit der so genannten F-Aktion – Frieden, Freiheit, Fortschritt – sollte eine Art illegale Volksabstimmung in Gang gesetzt werden. Darüber hinaus wurde zur Sabotage an Maschinen und Material und zu Eingriffen in das Verkehrsinfrastruktur aufgerufen. Diese Themen wurden auch in den von Willi Seng in Wuppertal und Alfons Kaps in Düsseldorf 1942 herausgebrachten Zeitungen „Freiheit“ und „Ruhr-Echo“ behandelt. Gruppe Alfons Kaps Alfons Kaps war 1934 als Instrukteur der Abschnittsleitung West in die Widerstandsgruppe um Emil Löhde eingebunden und musste Ende 1934 fluchtartig Wuppertal verlassen. In der Emigration in den Niederlanden war er zeitweise im Wuppertal Komitee aktiv. Er war wahrscheinlich 1942 illegal wieder nach Deutschland gekommen und lebte als Kellner in Düsseldorf. Es gelang ihm für die illegale Arbeit vor allem seine bereits vor 1933 in der KPD organisierten Brüdern Alois und Paul zu gewinnen. Weitere Mitstreiter wurden Ludwig Hinrichs, und der Schwager seines Bruders, der Schriftsetzer Paul Alker. Er konnte auch ehemalige Funktionäre aus der legalen Zeit, wie den Former Walter Böhne zur Mitarbeit bewegen. Walter Böhne war Ende 1938 gesundheitlich schwer geschädigt aus dem KZ Sachsenhausen entlassen worden. Mit Hugo Paul – vor 1933 Mitglied der Bezirksleitung Niederrhein und 1932 kurze Zeit Reichstagsabgeordneter – und mit Friedrich Groß – wegen militanter Aktionen schon in der Weimarer Republik zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt – hielt er nach seiner KZ-Entlassung unauffällig Kontakt.3 Die Brüder Kaps und auch die Gruppe um Walter Böhne hatten zusätzlich Kontakt zu Erich Lohmer aufgenommen. Lohmer war Anfang 1936 verhaftet worden und wurde im Zusammenhang mit dem Teilprozess gegen Bleiwass und a. zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt.4 Der Gestapo zufolge soll er nach seiner Haftentlassung Ende 1942 die so genannte illegale Gruppe "Rolandstraße" geleitet haben, die selbst hergestellte Flugblätter verbreitete. Lohmer wurde ebenfalls in den Kreis derjenigen einbezogen, die den "Friedenskämpfer", das "Ruhr-Echo" und die "Freiheit" lasen und weitergaben. Lohmer stellte auch den Kontakt zu Hugo Breenkötter her. Breenkötter war in den „Gewerkschaftsprozessen“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt worden.5 Die von Willi Seng und Alfons Kaps herausgebrachten Zeitungen „Ruhr-Echo“ und „Freiheit“ griffen die Ideen Knöchels auf, möglichst große Teile der deutschen Bevölkerung zu bewegen aktiv für das eigene Friedensinteresse einzutreten. Auch sie forderten, das keine Hauswand, kein Zaun und kein Bürgersteig mehr ohne „F“, für Frieden, Freiheit und Fortschritt blieb. Und sie riefen dazu auf, sich illegal in Betrieben zu organisieren, Sabotage zu üben, an der Front zu desertieren und Hitler zu stürzen. Die Kaps-Brüder Alois und Paul beschränkten sich nicht allein darauf, Informationen zu sammeln, ihnen anvertraute Druckschriften weiterzugeben und weitere Kräfte zu gewinnen. Mit bescheidensten Mitteln gelang ihnen der Schritt an die Öffentlichkeit. Schon im Frühjahr 1942 hatten sie an ausgewählte Personen ein von Hand abgeschriebenes Flugblatt „An die Betriebsarbeiter“ verschickt. In diesem Flugblatt wurde die Verlogenheit der Volksgemeinschafts-Propaganda angegriffen, da die Arbeiterschaft die Lasten des Krieges voll zu tragen hatte und die besitzende Klasse dagegen noch vom Krieg profitierte. Mit der Parole „Bei weniger essen auch weniger arbeiten“ sollten die Arbeiter gegen die Aufforderungen des Wuppertaler Gauleiters Bangert zur Leistungssteigerung mobilisiert und zur Bildung von Kampfkomitees in den Betrieben aufgerufen werden.6 Als nächstes verbreiteten sie im Wuppertaler Stadtgebiet circa 200 kleine Streuzettel mit dem Aufdruck „Wir wollen Frieden. Stürzt Hitler!“. Nach dem Großangriff auf Köln im Mai 1942, verbreiteten sie im gesamten Stadtgebiet ein Flugblatt mit der Aufschrift der „Schuldige von Köln“ und einem gezeichneten Hitler-Kopf. Der Kreis um Willi Seng Knöchels Instrukteur Willi Seng versuchte ebenfalls 1942 in Wuppertal-Ronsdorf den bekannten Funktionär der KPD, Hugo Ebbinghaus, für die illegale Arbeit zu gewinnen. Der Arbeiter und ehemalige Leiter der Ronsdorfer Ortsgruppe der KPD war im Frühjahr 1934 nach einjähriger Haft im KZ Kemna entlassen worden. Nach seiner Haftentlassung hatte er seine Verbindung zu internen Parteiaktivitäten nie ganz verloren. 1935 geriet sein Sohn Egon Ebbinghaus in die Massenverhaftungen und wurde im April 1935 im so genannten „Jugendprozeß“ wegen illegaler Betätigung für den KJVD zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.7 Noch vor dem Krieg war er mit einzelnen Instrukteuren zusammengetroffen. Er wurde so auch für Willi Seng eine bekannte Anlaufstelle. Die Aufforderung Sengs intensiver illegale Arbeit zu leisten und im Betrieb eine Zelle aufzubauen sowie eine größere Verbreitung der Druckschriften zu organisieren, lehnte er ab. Er vertrat die Auffassung, dass unter den gegebenen Bedingungen und nach den gemachten Erfahrungen ein solches Vorgehen nicht verantwortbar war. Seiner Meinung nach war es aber notwendig, den Zusammenhalt untereinander durch Diskussionen und gegenseitige Informierungen zu fördern. Deshalb hatte er auch Seng mit einigen zuverlässigen Genossen zusammengeführt. Darunter war der Arbeiter Karl Wallbrecher, dessen Wohnung bereits seit 1933 immer wieder als sichere Wuppertaler Anlaufstelle gedient hatte. Des Weiteren vermittelte er den Kontakt zu Friedrich Klysper, dem Schwiegervater von Hugo Paul, und zu Hermann Schmidt, der mit Hugo Ebbinghaus verwandt war. Ebbinghaus brachte Seng auch mit Irmgard Schwebinghaus zusammen. Sie war die Ehefrau des Emigrantenleiters in den Niederlanden Eugen Schwebinghaus, der 1935 emigriert war und zum engsten Kreis um Wilhelm Knöchel gehörte.8 Bei Irmgard Schwebinghaus und den Quartiersgebern von Seng, dem Ehepaar Kiesebrink, übernachtete gelegentlich auch Wilhelm Knöchel. Willi Seng stellte das „Ruhr-Echo“ und andere Flugschriften im Haus der Kiesebrinks her. Teilweise klapperte der Abziehapparat Tag und Nacht, so dass sich die Bewohner des im Walde gelegenen Hauses wiederholt Sorgen machten, die einige hundert Meter entfernt wohnenden Nachbarn könnten doch einmal auf das ungewöhnliche Geräusch aufmerksam werden. Die Familie Ebbinghaus verkehrte seit langem mit dem Ehepaar Kiesebrink. Bei deren Wochenendbesuchen in Vohwinkel ergaben sich zusätzliche Gesprächsmöglichkeiten für Seng mit Ebbinghaus die Notwendigkeiten einer forcierten Parteiarbeit zu erörtern. Es scheint jedoch, dass Ebbinghaus skeptisch blieb. Knöchel hingegen glaubte, dass ihre Aufklärungsarbeit mit zunehmender Kriegsdauer leichter werde, da die Bevölkerung, bedrückt von den Lasten des Kriegsalltages, immer aufgeschlossener reagiere.9 Die Zerschlagung der Knöchel-Organisation Anfang 1943 begann die Gestapo die Knöchel-Organisation zu zerschlagen. Anfang Januar konnte Alfons Kaps verhaftet werden. Er war in seiner Düsseldorfer Wohnung denunziert worden. Kaps verriet (unter Folter) Willi Seng, der am 20. Januar 1943 verhaftet wurde. Auch Seng gab nach „verschärfter Vernehmung“ Hinweise auf die Widerstandsgruppe und war sogar bereit in Berlin ein Treffen mit Wilhelm Knöchel für die Gestapo zu initiieren. Wegen Krankheit konnte Wilhelm Knöchel diesen Termin nicht wahrnehmen, wurde dann aber 30. Januar 1943 in Amsterdam festgenommen. Auch Knöchel machte umfangreiche Aussagen und bot sich der Gestapo sogar als V-Mann an. Über 200 Personen wurden verhaftet und schwer misshandelt, unter ihnen sind 50 Personen aus Wuppertal. Das Gros aller Prozesse wurde in den Sommermonaten 1944 durchgeführt und fand mit Ausnahmen vor dem Oberlandesgericht Hamm und vor dem 1. und 2. Senat des Volksgerichtshofes statt. „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung, Wehrkraftzersetzung, Schwächung der inneren Front" lauteten die Begründungen für die 23 in den Knöchel-Verfahren ergangenen Todesurteile. Unter den 23 Hingerichteten der Knöchel-Verfahren waren: Eugen Schwebinghaus, Willi Seng, Ludwig Hinrichs, Paul Kaps und Paul Alker. Alfons Kaps, Alois Kaps, Walter Böhne, und Karl Wallbrecher verstarben in den Tagen der Voruntersuchung oder in der Untersuchungshaft an den Misshandlungen während der Verhöre oder wurden in den Selbstmord getrieben. Erich Lohmer und Hugo Breenkötter wurden am 13. April 1945 bei dem Massaker von Gestapo-Beamten an 71 Gefangenen in der Wenzelnbergschlucht erschossen, wenige Tage vor der Befreiung Wuppertals und Umgebung durch amerikanische Truppen.10 Die übrigen Wuppertalerinnen und Wuppertaler erhielten zumeist Zuchthaus- und Gefängnisstrafen.11 Elisabeth Kaps, die 54 jährige Mutter, wurde in das KZ Ravensbrück gebracht. Dort starb sie am 22. Mai 1944. Unter den Verurteilten waren auch Hermann und Hermine Schmidt aus Beyenburg, die schon 1933-1938 regelmäßig Illegale wie Hans Salz und Grete Vogelsang in ihrem Haus an der Stadtgrenze aufgenommen hatten.12 Hermine Schmidt wurde für einige Monate nach Ravensbrück gebracht und anschließend nach Hamm ins Untersuchungsgefängnis überführt, wo sie auf ihren Prozess warten sollte. Hermann Schmidt wurde zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt und starb am 11. Januar 1945 im Zuchthaus.

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    Hugo Ebbinghaus 1
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Quellenhinweis: 
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Kommentare

Ebbinghaus
Remscheider Straße 46

2 Stolpersteine am 04.07.2013 für Familie Ebbinghaus: Hugo, geb. 18.01.1884; Hildegard Helene, geb. Sieper, geb. 1891. 1943 wurde Herr Hugo Ebbinghaus zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Er ist 1945 im Alter von 61 Jahren an den Folgen von Haft und Folter verstorben. Frau Hildegard wurde 1943 zu 3,5 Jahren Zuchthaus verurteilt, überlebt schwer erkrankt.

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